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Blass, Peter

Geburtsdatum: 2. März 1893
Geburtsort: Czernowitz-Rosch (ukr. Černivci-Roša, rum. Cernăuți-Roșa)
Regionale Zugehörigkeit: Bukowina
Sterbedatum: 24. September 1977
Sterbeort: München
Eltern: Franz Blass, Maurer; Christine Blass, geb. Kopp
Konfessionszugehörigkeit: ev.-luth.
Beruf: Jurist, Verbandspolitiker
Schule: Volksschule Czernowitz; k. k. III. Staatsgymnasium in Czernowitz:[1] 1914 Matura am Staatsgymnasium Radautz (rum. Rădăuți)
Ausbildung/Studium: Universität Lemberg (ukr. Ľviv, pl. Lwów); Universität Czernowitz (Jura); 1922 Dr. jur. an der Universität Czernowitz

Vita:[2]
Am k. k. III. Staatsgymnasium in Czernowitz wurde der aus ärmlichen Verhältnissen stammende Peter Blass von dem siebenbürgischen Lehrer Fritz Jenkner und den Verein der christlichen Deutschen in der Bukowina unterstützt.
Ab 1914 nahm er als Angehöriger des Czernowitzer k. u. k. Regiments Nr. 41 „Erzherzog Eugen” am Ersten Weltkrieg teil. Für seine Verdienste wurde er fünffach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Karl-Truppenkreuz, der Kaiserlichen Großen Tapferkeitsmedaille und dem Kriegerverdienstkreuz. Im Jahre 1917 diente er bei einem Ersatzbataillon in Lemberg und besuchte auch die Universität Lemberg, an der er die Staatsprüfung ablegte. 1918 geriet er in serbische Kriegsgefangenschaft.
Nach dem Anschluss der Bukowina an Großrumänien wurde Blass in die rumänische Armee übernommen. Während seines Studiums an der Universität Czernowitz schloss er sich der Burschenschaft „Arminia“ an.
Am 22. Juli 1922 heiratete er in der evangelischen Kirche in Czernowitz Else Semmler, die aus dem Deutschen Reich stammte.[3] Das Paar hatte eine Tochter, Helene.

Kommunalbeamter und Politiker in Czernowitz
Ab dem 1. Januar 1922 arbeitete er im öffentlichen Dienst der Stadtgemeinde Czernowitz, zunächst als Konzipientenanwärter, ab 1. März 1922 als provisorischer Konzipient und ab dem 1. April 1923 als Konzipient. Bei der Stadtverwaltung durchlief er die weitere Laufbahn als Bürochef 1. Klasse (29. Januar 1926), Dienstchef 1. Klasse (30. November 1929)[4] – damals als Referent in der Rechtsabteilung des städtischen Gewerbeamtes – und schließlich als Subdirektor 2. Klasse (1. April 1939) und Leiter des städtischen Standesamtes, dessen stellvertretende Leitung er schon seit Dezember 1938 innehatte.[5]
Peter Blass betätigte sich in mehreren deutschen Verbänden, so dem Verein der christlichen Deutschen in der Bukowina,[6] dem Deutschen Schulverein und dem Deutschen Kulturverein für das Buchenland, dessen langjähriges Vorstandsmitglied und Obmannstellvertreter er war.[7] Ferner gehörte er dem Aufsichtsrat der deutschen Zeitungsgenossenschaft an, bei der die Czernowitzer Deutsche Tagespost erschien. Blass war Gründungsmitglied der Deutschen Arbeitsfront (DAF). Sein Name erscheint in den späten 1930er-Jahren auf mehreren Listen von Spendenaktionen zugunsten wohltätiger Zwecke in und um Czernowitz.[8]

Beamter im besetzten Ostoberschlesien
Nach der Umsiedlung 1940 kamen Blass und seine Familie ins Umsiedlerlager 105 im niederschlesischen Jauer (pl. Jawor). Am 7. Januar 1941 erhielt Peter Blass die deutsche Staatsangehörigkeit verliehen. Er wurde als „A-Fall“, also für den Einsatz im „Altreich“, eingestuft.[9]
Er erwarb am 1. Oktober 1942 für 39.500,– RM das Grundstück Ahornweg (ul. Klonowa) 20 in Kattowitz (pl. Katowice) von dem Vorbesitzer Kazimierz Jendrzejek.
Das Reichsinnenministerium übernahm Blass am 2. September 1941 in den Beamtendienst. Damit trat er seinen Dienst als Oberregierungsrat beim Regierungspräsidenten in Kattowitz an.[10]
Er organisierte 1944/45 den „Volkssturm“ im Reichsgau Wartheland.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs lebte Peter Blass vorübergehend in der oberösterreichischen Gemeinde Pattingham im Innviertel (Bezirk Ried im Innkreis). Von dort aus zog er weiter nach Baden-Württemberg und wurde durch die Spruchkammer Rottweil entnazifiziert.[11]

Bayerischer Beamter und Verbandspolitiker
Später lebte er in der bayerischen Landeshauptstadt München und arbeitete von 1953 bis 1957 als Leiter der Heimatauskunftstelle Rumänien im Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales in München.[12]
Neben dieser Verwaltungstätigkeit war Blass auch in München verbandlich aktiv. Im Jahre 1951 wurde er Vorsitzender des Raimund-Kaindl-Bundes, der sich als Kulturorganisation der Deutschen aus der Bukowina begriff. In den Jahren 1957 bis 1959 leitete er außerdem als Vorsitzender die Landsmannschaft der Buchenlanddeutschen,[13] die ihn anschließend zum Ehrenvorsitzenden machte. Auf dem Heimattag der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl 1958 sprach Peter Blaß für den Rat der Südostdeutschen.[14]
Die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen verlieh ihm ihre Ehrennadel.
Seine sterblichen Überreste wurden am 28. September 1977 auf dem Waldfriedhof München beigesetzt.

Mitgliedschaft im SOKW:
Im Südostdeutschen Kulturwerk war Blass langjähriges Vorstandsmitglied und Schatzmeister (Kassenwart).

Bibliografie:
Monografien

Herausgaben

Aufsätze

Essayistische und publizistische Beiträge

Arbeiten für den Rundfunk

Links:
Keine ermittelt


[1] Jahresbericht des Kaiserlich-Königlichen III. Staatsgymnasiums Czernowitz. Czernowitz 1910, S. 64, S. 69.

[2] Heinrich Zillich: Dr. Peter Blaß 70 Jahre. In: Südostdeutsche Vierteljahresblätter 12 (1963), S. 105; Hans Ludwar: In memoriam Dr. Peter Blaß. In: Siebenbürgische Zeitung, 27. Jg., Nr. 17, 31.10.1977, S. 4; Heinrich Zillich: Dr. Peter Blaß †. In: Südostdeutsche Vierteljahresblätter 27 (1978), S. 56f.; Blass, Peter, <https://kulturportal-west-ost.eu/biographien/blass-peter-2>, 22.8.2018.

[3] Trauung. In: Czernowitzer Morgenblatt, 5. Jg., Nr. 1220, 21.7.1922, S. 2.

[4] Nach einem zeitgenössischen Pressebericht erfolgte diese Beförderung erst 1935; vgl. Beförderungen und Ernennungen im Rathause. In: Czernowitzer Deutsche Tagespost, Nr. 3920, 27.2.1935, S. 3.

[5] Neueinteilung der Amtsbefugnisse im Rathause. In: Czernowitzer Deutsche Tagespost, 15. Jg., Nr. 4420, 10.12.1938, S. 2.

[6] Jahresversammlung des Vereines der christlichen Deutschen. In: Czernowitzer Deutsche Tagespost, Nr. 1003, 18.6.1927, S. 4.

[7] Siebenerausschuß leitet Kulturverein. In: Czernowitzer Deutsche Tagespost, 15. Jg., Nr. 4322, 14.8.1938, S. 5.

[8] Das Winterhilfswerk der „Volksgemeinschaft“. Vierter Sammelausweis. In: Czernowitzer Deutsche Tagespost, Nr. 4108, 24.11.1937, S. 4; Für Catrineni. 4. Spendenausweis. In: Czernowitzer Deutsche Tagespost, 15. Jg., Nr. 4320, 12.8.1938, S. 3; 2. Spendenausweis für das buchenlanddeutsche W.H.W. 1939/40. In: Czernowitzer Deutsche Tagespost, 17. Jg., Nr. 4836, 9.5.1940, S. 6.

[9] National Archives II College Park Md. BDC EWZ, Romanian Antraege, Roll A 58.

[10] Kein Hinweis bei Ryszard Kaczmarek: Pod rządami gauleiterów. Elity i instancje władzy w rejencji katowickiej w latach 1939–1945 [Unter der Herrschaft der Gauleiter. Herrschaftseliten und -instanzen im Regierungsbezirk Kattowitz 1939–1945]. Katowice 1998.

[11] Landesarchiv Baden-Württemberg/Staatsarchiv Sigmaringen Wü 13 T 2 Nr. 1765/040.

[12] Wilhelm Spielhaupter: Die Eingliederung vorbildlich begleitet. In: Siebenbürgische Zeitung, 4.5.2005.

[13] Max Hildebert Boehm: Gruppenbildung und Organisationswesen. In: Eugen Lemberg, Friedrich Edding (Hg.): Die Vertriebenen in Westdeutschland. Ihre Eingliederung und ihr Einfluss auf Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und Geistesleben. Band 1. Kiel 1959, S. 521–605, hier S. 577.

[14] Feierstunde. In: Siebenbürgische Zeitung, 8 Jg., Nr. 6, 25.6.1958, S. 3.