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Hudak, Adalbert

Geburtsdatum: 25. September 1911
Geburtsort: Großlomnitz (sk. Veľká Lomnica, ung. Kakaslomnic)
Regionale Zugehörigkeit: Zips
Sterbedatum: 27. März 1986 (an den Folgen eines Autounfalls)[1]
Sterbeort: Nürnberg
Eltern: Michael Hudak, Herrenschneider; Noch nicht ermittelt
Konfessionszugehörigkeit: ev.-luth.
Schule: Volksschule Großlomnitz; 1922–1923 und 1929–1930 Deutsches Evangelisches Distrikts-Realgymnasium Käsmark (sk. Kežmarok, ung. Késmárk); 14. Juni 1930 Matura
Ausbildung/Studium: 1930 Comenius-Universität Pressburg (Univerzita Komenského v Bratislave): Sprachprüfungen in Hebräisch, Altgriechisch, Deutsch; 1930–1932 Theologische Hochschule Pressburg (Evangelische Theologie); 1932/33 Eberhard-Karls-Universität Tübingen; 1933–1934 Theologische Hochschule Pressburg; 1934 erstes theologisches Staatsexamen; 1937 zweites theologisches Staatsexamen; 1939 staatliche Prüfung für das Lehramt an höheren Schulen; 1943 Dr. theol. an der Universität Pressburg

Vita:[2]
Adalbert Hudak wuchs im Anwesen Großlomnitz Nr. 62 auf.

Student in Umbruchszeiten
Er wurde 1930 Mitglied der Burschenschaft Alemannia Leipzig.[3] Über seine materielle Situation äußerte sich Hudak in seinem Antrag vom 20. Juni 1932, mit dem er sich bei der Gustav-Adolf-Stiftung in Berlin um ein Stipendium für einen Studienaufenthalt im Deutschen Reich bewarb:

Da außer den Gegenständen der praktischen Theologie alles slowakisch vorgetragen wird, mußte ich angestrengt arbeiten, um den Anforderungen bei den Kolloquien am Ende jedes Semesters und bei der Grundprüfung (Juni 1932) zu entsprechen. Ich legte letztere, die sich auf acht Gegenstände (Philosophie, Religionsgeschichte, Pädagogik, Kirchengeschichte, Symbolik, Katechetik, Homiletik und Kirchenrecht) erstreckt, mit vorzüglichem Erfolge ab. Ein Jahr vorher hatte ich mit gutem Erfolge die Sprachenprüfung aus Hebräisch und Griechisch bestanden. Außer dem geringen Zuschuß von zu Hause bestritt ich die Kosten meines Studiums durch Privatstunden, durch zwei Jahresstipendien der deutschen evang. Gemeinde in Preßburg (95 u. 120 Kr.) und den Freitisch des Theologenheims. Für die Wohnung im Theologenheim zahlte ich jedes Semester die ermäßigte Gebühr von 250 Kr.[4]

Er konnte ein Empfehlungsschreiben von Prof. Roland Steinacker (1870–1962) vorlegen. Die Gustav-Adolf-Stiftung entsprach seinem Wunsch, das Studium in Deutschland fortzusetzen. Im Wintersemester 1932/33 und im Sommersemester 1933 hielt er sich an der Universität Tübingen auf, wo er insbesondere die universitären Veranstaltungen des Theologen Karl Heim (1874–1958) besuchte.[5] Vielleicht durch Vermittlung Heims wurde er Mitglied der Deutschen Christlichen Studenten-Vereinigung (D.C.S.V.), Kreis Tübingen, bei der er Vorträge über das „Zipser Deutschtum“ und die Situation der evangelischen Kirche in der Slowakei hielt. Außerdem frequentierte er die Deutsche Burse Tübingen und war Mitglied des Vereins Auslanddeutscher Studierender.
Über seinen Aufenthalt in Tübingen schrieb Hudak, „das Studium an einer deutschen evangelischen Fakultät“ müsse „für jeden Diaspora-Evangelischen zum Erlebnis werden, das vielleicht bestimmend wird für ein ganzen zukünftiges Wirken. Vielleicht haben auch die ereignisvollen Tage, die unser deutsches Mutterland jetzt erlebt, etwas in der Seele des jungen Menschen zurückgelassen.“[6]

Pastor, Religionslehrer und nationalsozialistischer Politiker
Die Ordination erfolgte am 24. Juni 1934 in der evangelischen Kirche in Bösing (sk. Pezinok, ung. Bazin).[7] Am 17. November 1937 heiratete er in der evangelischen Kirche in Großlomnitz Emilie Lauf aus Großlomnitz.[8]
In den Jahren 1938–1939 wirkte er als Pfarrer in Stoß (sk. Štós, ung. Stósz), zwischen 1938 und 1945 war er zudem Religionslehrer (Studienrat) am Deutschen Gymnasium in Käsmark.
Politisch gehörte er von 1938 bis 1945 der Deutschen Partei (DP) an.[9] Am 21. Mai 1939 hielt Hudak die Festansprache bei einer Muttertagsfeier in Matzdorf (sk. Matejovce nad Hornádom, ung. Hernádmáté). Darüber schrieben die Deutschen Stimmen, die DP-Parteizeitung:

[…] Den Höhepunkt bildete die Festansprache des Kam. Prof. Ad. Hudak, der einleitend darauf hinwies, daß die Muttertagsfeier aus der tiefsten Not unseres Volkes geboren wurde. Wir alle wissen es heute: dies Not hat die deutsche Volksgemeinschaft geschaffen und in ihr ist der deutschen Mutter ein Platz zugewiesen worden, auf den sie stolz sein kann. In ihrer Hand liegt unser aller Schicksal, sie bringt die Ernte unseres Volkes heim: seine Kinder.[10]

Am 1. Mai 1941 sprach Hudak auf der Maifeier in Schmöllnitz (sk. Smolník, ung. Szomolnok).[11] Bei der Eröffnung des Winterhilfswerks (WHW) in der Oberzips mit Sitz in Käsmark am 1. Oktober 1941 hielt Hudak ebenfalls die Festrede. Darin führte er unter anderem aus:

In den Städten und Dörfern der Zips traten heute alle deutschen Menschen, die guten Willens sind, zu Appellen an. Der Aufruf des Führers soll weiter getragen werden, bis in das letzte Dorf hinein. Einst haben unsere Ahnen Gut und Blut für Fremde dahingegeben, einst haben sie Mühen und Sorgen auf sich genommen für die anderen, aber heute dürfen wir arbeiten und opfern für das eigene deutsche Volk, das geformt und gestaltet wird vom größten Führer und Feldherrn aller Zeiten, Adolf Hitler.[12]

Auch bei einem Schulungslager für 32 Leiterinnen und Leiter von deutschen Schüler- und Erholungsheimen in Mühlerchen (sk. Mlynčeky, ung. Tátraháza) am 19. August 1942 war Hudak einer der Referenten.[13]
In den Jahren 1944/45 unterrichtete er am Deutschen Gymnasium in Pressburg.

Im Hilfskomitee für die evangelisch-lutherischen Slowakeideutschen
Hudak floh 1945 über Asch (tsch. Aš) ins bayerische Selb und weiter nach Erlangen. Ab 1946 war er Mitarbeiter des Hilfskomitees für die ev.-luth. Slowakeideutschen. Von 1946 bis 1958 arbeitete er als Studienrat an der Staatlichen Lehrerinnenbildungsanstalt in Erlangen und an der Pädagogischen Hochschule Nürnberg der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen.
Im Jahre 1956 trat er in die Christlich-Soziale Union (CSU) ein. Für die CSU war er 1960–1965 Ratsmitglied der Stadt Erlangen, 1965–1969 leitete er den CSU-Kreisverband Erlangen-Stadt.[14]
1964 ernannte ihn die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen zum Honorarprofessor.

Politiker der CSU
Am 19. September 1965 kandidierte er im Wahlkreis 228 (Erlangen) für die CSU erfolgreich für ein Abgeordnetenmandat im Deutschen Bundestag.[15] Dem Parlament gehörte er bis 1969 an. Während dieser Legislaturperiode war Hudak ordentliches Mitglied des Ausschusses für Gesamtdeutsche und Berliner Fragen sowie des Ausschusses für Wissenschaft, Kulturpolitik und Publizistik. Bis Oktober 1967 war er ferner stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses.[16]
Bei seinem Wiedereintritt in den aktiven Schuldienst wurde er 1969 zum Oberstudiendirektor befördert.
Er war ab 1972 Schriftleiter der Monatszeitschrift Erneuerung und Abwehr der Evangelischen Notgemeinschaft in Deutschland (ENID), einer konservativen Laienorganisation innerhalb der EKD.
Hudak gehörte dem Bundesvorstand der Karpatendeutschen Landsmannschaft in Stuttgart an.
Er wurde mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland, und dem Ehrenbrief mit Goldener Ehrennadel der Karpatendeutschen Landsmannschaft ausgezeichnet.
Seine sterblichen Überreste wurden am 2. April 1986 in Erlangen bestattet.

Mitgliedschaft im SOKW:
Mitglied im SOKW

Bibliografie:

Monografien

  • Die Kirche unserer Väter. Weg und Ende des deutschen Luthertums in der Slowakei. Stuttgart: Hilfskomitee für die Evang.-Luth. Slowakeideutschen 1953.
  • Die Theologie des Lebens und die Prager Friedenskonferenz. Stuttgart: Hilfskomitee für die ev.-luth. Slowakeideutschen 1961 (Schriftenreihe des Hilfskomitees für die Evangelisch-Lutherischen Slowakeideutschen).
  • Die Prager Friedenskonferenz. Kirche und kommunistischer Totalstaat in der Begegnung. Mit einem Nachwort von W. Petersmann. Die Prager Allchristliche Friedenskonferenz und der gerechte und dauerhafte Friede. München: Bergstadtverlag Korn 1964.
  • Der Preßburger Senior Carl Eugen Schmidt. Ein Beitrag zur Geschichte der lutherischen Kirche in der Slowakei. Stuttgart: Hilfskomitee für die Ev.-Luth. Slowakeideutschen 1965.
  • Die Deutschlandfrage in der Sicht der Prager Allchristlichen Friedenskonferenz. Wolfenbüttel: Grenzland-Verlag 1967.
  • Slowaken und Tschechen. München: Witikobund 1969.
  • Die Kirche im Osten. Bernhausen 1970.
  • Die Marxisten in den Himmel, die Christen in die Hölle. Velbert, Kettwig: Blick und Bild Verlag für Politische Bildung 1971.
  • Die evangelischen Karpatendeutschen aus der Slowakei. Düsseldorf: Verlag „Unser Weg“ 1972.
  • Adalbert Hudak, Karl Kautz, Emmerich Streck: Die Unverlierbarkeit evangelischen Kirchentums im Osten. Die evangelischen Karpatendeutschen. Düsseldorf 1972 (Die Unverlierbarkeit evangelischen Kirchentums aus dem Osten 2.2).
  • Die geistige Welt der Schriftsteller des Ostens. Eine Anfrage an uns. Sachsen bei Ansbach: Evangelische Notgemeinschaft in Deutschland 1974.
  • Die Karpatendeutschen. Das deutsche Schulwesen und die Tätigkeit des Deutschen Kulturverbandes in der Slowakei 1918 bis 1945. Wien: Österreichische Landsmannschaft 1975 (Eckartschriften 55).
  • Kapitulation vor dem modernen Atheismus? Sachsen bei Ansbach: Evang. Notgemeinschaft in Deutschland 1977.
  • Freiheit oder Sozialismus. Das große Thema der geistigen Auseinandersetzung im Ostblock. München: Arbeitskreis Deutschland- und Außenpolitik in der CSU 1977.
  • Die babylonische Sprachverwirrung in unserer Zeit. Sachsen bei Ansbach: Evang. Notgemeinschaft in Deutschland 1979.
  • Kirche muß Kirche bleiben. Stuttgart: Seewald 1979.
  • Die Karpatendeutschen. Das deutsche Schulwesen und die Tätigkeit des Deutschen Kulturverbandes in der Slowakei 1918 bis 1945. Wien 1975.
  • Staatsatheismus in der Tschechoslowakei. Am Beispiel der Evangelischen in der Slowakei. Zollikon: G2W 1980.
  • Der Kampf der Evangelischen Notgemeinschaft wider den Zeitgeist in der Kirche. Sachsen bei Ansbach 1982.
  • Martin Luther, der Deutsche. Sachsen bei Ansbach: Evang. Notgemeinschaft in Deutschland 1983.
  • Die Marxisten in den Himmel – die Christen in die Hölle. Velbert: Blick + Bild Verlag 1971.
  • Nationalismus und Sozialismus – die große Versuchung der Kirche gestern und heute. o. O.: Evangelische Notgemeinschaft in Deutschland 1976.

Herausgaben

  • Adalbert Hudak, Ladislaus Guzsak (Hgg.): Karpatendeutsche Lebensbilder. Der karpatendeutsche Beitrag zum europäischen Geistesleben. Erlangen: Selbstverlag 1971.
  • Adalbert Hudak (Hg.): Der Leidensweg der Karpatendeutschen 1944–1946. Eine Dokumentation. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft der Karpatendeutschen aus der Slowakei. Stuttgart: Arbeitsgemeinschaft der Karpatendeutschen 1983.

Aufsätze

  • Zipser Hochzeitsbräuche. In: Karpatenjahrbuch 5 (1954), S. 89–95.
  • Die Rockenstuben in der Zips. In: Karpatenjahrbuch 7 (1956), S. 108–113.
  • Der Hofprediger Johannes Henckel und seine Beziehungen zu Erasmus von Rotterdam. In: Kirche im Osten 2 (1959), S. 106–113.
  • Filip Melanchthon a Václav Mitmánek. In: Křesťanská revue 28 (1961), S. 16f.
  • Der Schicksalsweg der deutschen Volksgruppe in der Slowakei. Im Lichte der tschechischen und slowakischen Geschichtsschreibung. Randbemerkungen zu einigen Neuerscheinungen. In: Karpatenjahrbuch 15 (1964), S. 89–97.
  • Weg und Ende der deutschen evangelischen Kirche in der Slowakei. In: Zeitschrift für Ostforschung 14 (1965), S. 27f.
  • Deutschland und Südosteuropa. In: Mitteilungen der Südosteuropa-Gesellschaft 7–9 (1967), S. 28f.
  • Der Zipser Volkskundler Julius Greb (1881–1944). In: Karpatenjahrbuch 18 (1967), S. 52–61.
  • Vertreibungsvorgang und Vertreibungsverluste. In: Rheinischer Merkur 22 (1970), S. 34f.
  • Moritz Kolbenheyer. In: Südostdeutsche Vierteljahresblätter 27 (1978), S. 195–198.
  • Samuel Bredetzky. Von Käsmark über Jena nach Lemberg. In: Südostdeutsche Vierteljahresblätter 30 (1980), S. 177.
  • Michael Guhr – der Zipser Arzt und Menschenfreund. In: Südostdeutsche Vierteljahresblätter 35 (1986), S. 55–57.
  • Die Kirche im Sozialismus. Wandlungen und Selbstverständnis der protestantischen Kirchen in Ostmitteleuropa. In: Südostdeutsche Vierteljahresblätter 35 (1986), S. 92–94.

Essayistische und publizistische Beiträge

  • Warnung für Ost-Touristen. In: Welt am Sonntag, Nr. 26, 03.09.1967, S. 4.
  • Die katholische Kirche hat lutherische Glaubensinhalte schon anerkannt. In: Lutherischer Weltbund. Pressedienst Nr. 27/20, August 1979, S. 2f.

Arbeiten für den Rundfunk

Links:


[1] J. A. S.: Adalbert Hudak †. In: Südostdeutsche Vierteljahresblätter 35 (1986), S. 138–140.

[2] EZA Berlin 2001/7676, Akte Adalbert Hudak; Adalbert Hudak. In: <https://de.wikipedia.org/wiki/Adalbert_Hudak>, 27.8.2018.

[3] Helge Dvorak: Biographisches Handbuch der Deutschen Burschenschaft. Band 1: Politiker. Teilband 7: Supplement A–K. Heidelberg 2013, S. 486f.

[4] EZA Berlin, EZA 2001/7676, Stipendienantrag vom 20.6.1932.

[5] EZA Berlin 2001/7676, Akte Adalbert Hudak.

[6] EZA Berlin 2001/7676, Studienbericht Adalbert Hudaks.

[7] Ordination in Bösing. In: Neues Preßburger Tagblatt, 5. Jg., Nr. 178, 1.7.1934, S. 3.

[8] Groß Lomnitz. In: Deutsche Stimmen. Wochenblatt für die Karpathenländer, 4. Jg., Nr. 49, 4.12.1937, S. 4.

[9] Hans W. Schoenberg: Germans from the East. A Study of their Migration, Resettlement, and Subsequent Group History since 1945. The Hague 1970, S. 102.

[10] Matzdorf. In: Deutsche Stimmen. Wochenblatt für die Karpathenländer, 6. Jg., Nr. 21, 27.5.1939, S. 16.

[11] Schmöllnitz (Maifeier). In: Deutsche Stimmen. Wochenblatt für die Karpathenländer, 8. Jg., Nr. 20, 17.5.1941, S. 11.

[12] Eröffnung des WHW in der Oberzips. In: Deutsche Stimmen. Wochenblatt für die Karpathenländer, 8. Jg., Nr. 41, 11.10.1941, S. 6.

[13] Schulungslager in Mühlerchen. In: Deutsche Stimmen. Wochenblatt für die Karpathenländer, 9. Jg., Nr. 35, 29.8.1942, S. 8.

[14] Dr. Adalbert Hudak, <www.csu-erlangen.de/kontak-74/ehemalige-funktionstraeger/details/dr-adalbert-hudak.html>, 3.12.2019.

[15] Bayern mit 86 Abgeordneten im Bundestag vertreten. In: Passauer Neue Presse, 20. Jg., Nr. 218, 21.09.1965, S. 2.

[16] Rudolf Vierhaus, Ludolf Herbst (Hg.): Biographisches Handbuch der Mitglieder des Deutschen Bundestages 1949–2002. Band 1: A–M. München 2002, S. 367.