Startseite » Loew, Walter Julius

Loew, Walter Julius

Geburtsdatum: 1. Oktober 1910
Geburtsort: Hermannstadt (rum. Sibiu, ung. Nagyszeben)
Regionale Zugehörigkeit: Siebenbürgen
Sterbedatum: 29. Juni 1990
Sterbeort: München
Eltern: Dr. Hans Loew, Rechtsanwalt; Berta Loew, geb. Henrich
Konfessionszugehörigkeit: ev.-luth.
Beruf: Mediziner
Schule: Volksschule Hermannstadt; Brukenthal-Gymnasium Hermannstadt; 3.7.1928 Matura
Ausbildung/Studium: 1928–1929 Christian-Albrechts-Universität Kiel (Medizin); 1929–1936 Universität Klausenburg (rum. Cluj-Napoca, ung. Kolozsvár); 2.7.1936 Dr. med. an der Universität Klausenburg mit einer Arbeit zur Pestepidemie im Burzenland 1814; 27.7.1936 ärztliche Approbation

Vita:[1]
Der Vater Hans Loew arbeitete als Jurist für die Hermannstädter Allgemeine Sparkasse.
Walter Julius Loew wurde 1924 Mitglied des Wandervogels. Dort avancierte er zum Wandervogel-Jugendscharführer und schließlich -Gauführer für Siebenbürgen.[2] In dieser Eigenschaft nahm er an diversen Arbeitslagern des Wandervogels teil.
Das Medizinstudium in Kiel unterbrach er 1929 nach zwei Semestern, um in Siebenbürgen als Werkstudent zu arbeiten. An der Universität Klausenburg leitete er die Ortsgruppe der Deutschen Studentenschaft. Im September 1931 trat er der nationalsozialistischen Selbsthilfebewegung innerhalb der Deutschen Volksgruppe in Rumänien bei. Außerdem gehörte er der Selbsthilfsarbeitsmannschaft (SAM), der NEDR, der Nationalen Arbeitsfront (NAF) und dem Bund deutscher Jugend an.

In der nationalsozialistischen Jugendbewegung
Vom 7. bis 21. August 1932 beteiligt er sich als Lagerarzt in den Arbeitslagern von Henndorf (rum. Brădeni), Neithausen (rum. Netuș) und Meschendorf (rum. Meşendorf). Im Jahre 1934 nahm er an einer Rassekundlichen Schulungswoche in Kronstadt (rum. Braşov) unter der Leitung von Albert Hermann teil.[3] In Bukarest wurde er am 1. März 1935 zum Obmann der neu gegründeten Deutschen Hochschülerschaft in Rumänien (DHR) gewählt.
Vom 1. November 1936 bis 31. Oktober 1937 leistete Loew seinen Militärdienst im rumänischen Heer. Er machte zunächst eine vierwöchige Grundausbildung in der Sanitätsausbildungsstelle in Bukarest, anschließend eine Ausbildung als Sanitätsoffizier. In dieser Eigenschaft vertrat er einen Kollegen in Bessarabien, der im Bereich der Fleckfieberbekämpfung tätig war.
1936–1938 war Loew Studentenscharführer und wurde 1937–1938 im Rahmen seines „völkischen Dienstjahres“ Geschäftsführer im Landesjugendamt und Stellvertreter des Landesjugendführers.
Im Mai 1938 hielt Loew einen Vortrag auf der Kulturwoche in Agnetheln zum Thema Die siebenbürgisch-sächsische Jugend in den letzten hundert Jahren.[4]

Beamter in Thüringen und Umsiedler-Arzt
1938 ging er ins Deutsche Reich und wurde er wissenschaftlicher Sachbearbeiter im Thüringischen Landesamt für Rassewesen in Weimar. Die „erbbiologische Durchsicht der Sippschaftstafeln“ und der Akten der Erbgesundheits- und Erbgesundheitsobergerichte Thüringens gehörte dort zu seinen Aufgaben.
Am 14. November 1939 berief ihn die Volksdeutsche Mittelstelle (Vomi) als Stabsleiter beim „Beauftragten des Reichsgesundheitsführers für die gesundheitliche Betreuung der volksdeutschen Umsiedler“, Prof. Dr. med. Hellmut Gottfried Haubold (1905–1968). Er hatte Umsiedler aus Wolhynien und aus Galizien zu begutachten und wurde zu diesem Zweck beim Thüringischen Landesamt für Rassewesen beurlaubt.[5]
Am 10. Mai 1940 heiratete er in Weimar Hedda Loew, geb. Binder (geb. 20. März 1912). Aus der Ehe gingen die Tochter Hedda Ingrid (* 14.2.1941), der Sohn Hans Werner (* 2.4.1942) und die Tochter Herma (* …6.1952)[6] hervor. Für kurze Zeit arbeitete er anschließend noch einmal im Thüringischen Landesamt für Rassewesen, ehe er im Juli 1940 zum Referenten der Auslandsabteilung der Reichsärztekammer in Berlin, Beethovenstraße 3, ernannt wurde. Im Sommer 1941 wurde er zum Stabsleiter in der Dienststelle des Beauftragten des Reichsgesundheitsführers befördert.

Tätigkeit für die Volksdeutsche Mittelstelle
Das Rasse- und Siedlungshauptamt der SS erklärte ihn am 24. Juni 1942 für eine Mitgliedschaft in der SS geeignet. Im September 1942 wurde er im Rang eines Untersturmführers der Reserve die Waffen-SS aufgenommen.[7]
Am 22. April 1943 wurde er zum SS-Obersturmführer befördert und Leiter der Abteilung „Gesundheitswesen“ im Amt II des Hauptamtes der Volksdeutschen Mittelstelle, das für die Unterstützung der noch in ihrer Heimat verbliebenen Volksdeutschen auf medizinischem Gebiet zu sorgen hatte.[8]

Arzt und Funktionsträger der Landsmannschaft
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Loew in München Mitglied der Ärztlichen Hilfs- und Beratungsstelle.[9]
1952 wurde er zum Organisationsleiter und Schatzmeister im Landesverband Bayern der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen gewählt.[10] In der Münchner Gaststätte „Paradiesgarten“ wurde Loew am 13. September 1956 als Mitglied des erweiterten Vorstands des Hilfsvereins „Stephan Ludwig Roth“ gewählt.[11] Außerdem war er Leiter des Arbeitskreises junger Siebenbürger Sachsen.[12]
1957 leitete er die Jugendveranstaltungen beim Pfingsttreffen der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland in Dinkelsbühl.[13] Beim Verbandstag der Landsmannschaft am 2./3. November 1957 in Darmstadt fungierte er als Bundesorganisationsleiter.[14] Bei dieser Veranstaltung wurde er als Beisitzer in den Bundesvorstand der Landsmannschaft berufen.[15]
Beim Pfingstreffen der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland in Dinkelsbühl am 25./26. Mai 1969 organisierte Hans Walter Loew das Treffen des Freundeskreises des Südostdeutschen Wandervogels.
Am 15./16. April 1972 zählte er mit Kaspar Hügel und Fritz Cloos zu den Veranstaltern der 4. Tagung des Arbeitskreises für südostdeutsche Heimat- und Volksforschung im Haus der Donauschwaben in Sindelfingen. Am 15./16. Februar 1975 nahm er an einer Tagung des Arbeitskreises für südostdeutsche Heimat- und Volksforschung im Haus des Deutschen Ostens (HDO) in München teil.
Loew war Sprecher des Freundeskreises des Südostdeutschen Wandervogels und Sprecher der Arbeitsgemeinschaft für südostdeutsche Volks- und Heimatforschung.[16]
1984 wurde ihm der Verdienstorden des Bundesverdienstkreuzes am Bande verliehen.
Die sterblichen Überreste von Walter Julius Loew wurden auf dem Waldfriedhof Fürstenfeldbruck bestattet.[17] Bei der Trauerfeier in Fürstenfeldbruck bezeichnete ihn der Ehrenvorsitzende der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen, Wilhelm Brückner, als „Getreuen Eckhart des Sachsentums“.[18]

Mitgliedschaft im SOKW:
Gründungsmitglied im SOKW
Auf der SOKW-Mitgliederversammlung vom 13. Februar 1960 wurde Loew formal als Mitglied aufgenommen.[19] Auf der ordentlichen Mitgliederversammlung vom 23. Mai 1960 wurde er in den 18-köpfigen Vorstand des SOKW gewählt.[20]

Bibliografie:

Monografien

  • Câteva documente oficiale referitoare la Transilvani din timpul epidemiei de ciuma din anii 1813–1814 [Einige offizielle Dokumente über die Siebenbürger während der Pestepidemie von 1813–1814}. Cluj: Tip. Cartea Româneasca 1936 (zugleich Diss. Cluj: Universitatea Regele Ferdinand I 1936).
  • Die Siebenbürger Sachsen. Ostkundliche Studie für Schulen und Jugendgruppen. Hg. v. d. Deutschen Jugend des Ostens. München: Bogen-Verlag 1960 (Unser Arbeitsbrief 7).

Herausgaben

Aufsätze

Essayistische und publizistische Beiträge

Arbeiten für den Rundfunk

Links:
Keine ermittelt


[1] F. C.: Freunde – wir werden 60. In: Siebenbürgische Zeitung, 20. Jg., Nr. 16, 15.10.1970, S. 2; Maria Fiebrandt: Auslese für die Siedlergesellschaft. Die Einbeziehung Volksdeutscher in die NS-Erbgesundheitspolitik im Kontext der Umsiedlungen 1939–1945. Göttingen 2014, S. 159–164.

[2] Gerhard Albrich, Hans Christ, Hans Wolfram Hockl: Deutsche Jugendbewegung im Südosten. Bielefeld 1969, S. 41.

[3] Fiebrandt: Auslese, S. 159.

[4] Aus Agnetheln. In: Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, Nr. 19533, 08.06.1938, S. 5.

[5] Fiebrandt: Auslese, S. 162f.

[6] [Geburtsanzeige]. In: Siebenbürgische Zeitung, 3. Jg., Nr. 6, 15.6.1952, S. 6.

[7] National Archives II College Park MD, BDC SS Officers, Roll 273 A.

[8] Fiebrandt: Auslese, S. 163.

[9] Ärztliche Hilfs- und Beratungsstelle. In: Siebenbürgische Zeitung, Oktober 1951, S. 4.

[10] Aufbau der Organisation. In: Siebenbürgische Zeitung, 3. Jg., Nr. 6, 15.5.1952, S. 4.

[11] Neugewählter Vorstand. Hilfsverein „Stephan Ludwig Roth“. In: Siebenbürgische Zeitung, 6. Jg., Nr. 9, 29.9.1956, S. 2.

[12] Jugendverband sucht neue Wege. Beratungen in Oberhausen. In: Siebenbürgische Zeitung, 7. Jg., Nr. 8, 25.8.1957, S. 2.

[13] Pfingsttreffen der Jugend in Dinkelsbühl. In: Siebenbürgische Zeitung, 7. Jg., Nr. 7, 25.7.1957, S. 3.

[14] Verbandstag 1957 in Darmstadt. In: Siebenbürgische Zeitung, 7. Jg., Nr. 9, 29.9.1957, S. 1.

[15] Lebendige Landsmannschaft. In: Siebenbürgische Zeitung, 7. Jg., Nr. 11, 25.11.1957, S. 1.

[16] F. C.: Freunde – wir werden 60. In: Siebenbürgische Zeitung, 20. Jg., Nr. 10, 15.10.1970, S. 2.

[17] [Todesanzeige]. In: Siebenbürgische Zeitung, 40. Jg., Nr. 7, 31.7.1990, S. 7.

[18] Zum Tode von Dr. Walter Loew. In: Siebenbürgische Zeitung, 40. Jg., Nr. 7, 15.7.1990, S. 2.

[19] IKGS-Archiv Protokollbuch der Mitgliederversammlungen, S. 87.

[20] Neuwahl im Südostdeutschen Kulturwerk. In: Siebenbürgische Zeitung, 10. Jg., Nr. 5, 25.5.1960, S. 6.