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Reitinger, Heinrich Adam

Geburtsdatum: 11. Oktober 1919
Geburtsort: Sérsekszöllös
Regionale Zugehörigkeit: Schwäbische Türkei, Ungarn
Sterbedatum: 8. März 2000
Sterbeort: Noch nicht ermittelt
Eltern: Adam Reitinger, Richter und Kirchenvater; Mutter noch nicht ermittelt
Konfessionszugehörigkeit: ev.-luth.
Beruf: Noch nicht ermittelt
Schule: Mittelschule
Ausbildung/Studium: 1935–1939 Landwirtschaftliche Akademie; 1940–1941 Beamten-Fachschule

Vita:[1]
Heinrich Reitinger war aktives Mitglied des Volksbunds der Deutschen in Ungarn (VDU), dessen Ortsgruppe er 1940 ins Leben rief. 1941 nahm er an der Invasion in die UdSSR teil. Er wurde nach seiner Rückkehr von der Front Kreisleiter von Bonnhard (ung. Bonyhád) und war 1944 involviert in die Evakuierung der Deutschen aus Ungarn. In der Endphase des Zweiten Weltkrieges heiratete er Elisabeth Becht, die aus seiner Heimatgemeinde stammte. Seine Familie brach am 1. Dezember 1944 in Richtung Westen auf und gelangte nach einem dreimonatigen Aufenthalt in Agendorf (ung. Ágfalva) nach Haar bei München.

Landsmannschaftliche Aktivitäten
Vom 23. August 1945 bis zum 1. Januar 1947 arbeitete er als Ungarn-Referent in der Südostabteilung des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK). Von 1947 bis 1951 war er Hauptgeschäftsführer des Hilfskomitees für die evangelischen Deutschen aus Ungarn[2] und Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der Hilfskomitees im Hilfswerk der EKD, Landesverband Bayern.
Am 4. März 1951 wurde Reitinger Mitglied des Bundesvorstands der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn. Er kandidierte am 26. November 1950 bei der bayerischen Landtagswahl in Oberbayern auf der Liste des Bundes der Heimatlosen und Entrechteten (BHE).[3] Reitinger gründete das Ungarndeutsche Sozial- und Kulturwerk, das unter anderem den ungarndeutschen Kulturpreis verlieh.
1955 wurde er stellvertretender Vorsitzender des Rats der Südostdeutschen. Während des Volksaufstands in Ungarn organisierte er 1956 Transporte von Medikamenten und sonstigen Waren nach Ungarn.
Vor dem Führungsgremium der Deutschen Jugend des Ostens (DJO) in Bayern hielt er 1957 einen Vortrag zum Thema Zukunftsprobleme der deutschen Volksgruppen in Ost- und Südosteuropa.[4]
Im September 1963 legte der ungarische Geheimdienst ein Dossier über die Vergangenheit und die aktuelle Tätigkeit Reitingers an.[5]
1968 wurde er Referent des Diakonischen Werks in Bayern für Aussiedler, Asylbewerber, Flüchtlinge (DDR), Auswanderer und Ehen mit Ausländern. In den Jahren 1972–1976 war er Mitglied der Bezirkssynode München. Heinrich Reitinger gehörte dem Bundesvorstand des Sozial- und Kulturwerks der Deutschen aus Ungarn e. V. an.

Im Namen des Bundesvorstands schickte er am 1. Juli 1977 einen Brief an den ungarischen KP-Vorsitzenden János Kádár, in dem er für eine Fortsetzung der Aussöhnung zwischen Deutschen und Ungarn plädierte und die Regierung in Budapest aufforderte, von der Kollektivschuld-These abzuweichen. Kádár antwortete am 30. Juli 1977, ohne auf den Aspekt der Kollektivschuld einzugehen.

Mitgliedschaft im SOKW:
Mitglied im SOKW

Bibliografie:
Monografien

  • Sérsekszöllös. Geschichte einer deutschen Gemeinde in der schwäbischen Türkei 1909–1959. München: Ledermüller 1959.

Herausgaben

  • Volkskalender der Deutschen aus Ungarn 1956.

Aufsätze

  • Begegnungen mit Jakob Bleyer. In: Südostdeutsche Heimatblätter 3 (1954), S. 63–65.

Essayistische und publizistische Beiträge

Arbeiten für den Rundfunk

Links:
Keine ermittelt


[1] Hartmut Rudolph: Evangelische Kirche und Vertriebene 1945 bis 1972. Band 1: Kirchen ohne Land. Göttingen 1984, S. 589; Friedrich Spiegel-Schmidt: Ungarndeutsche trauern um Heinrich Reitinger. In: Südostdeutsche Vierteljahresblätter 49 (2000), S. 175–177.

[2] Max Hildebert Boehm: Gruppenbildung und Organisationswesen. In: Eugen Lemberg, Friedrich Edding (Hg.): Die Vertriebenen in Westdeutschland. Ihre Eingliederung und ihr Einfluss auf Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und Geistesleben. Band 1. Kiel 1959, S. 521–605, hier S. 572.

[3] Landtagswahlen in Bayern am 26. November. In: Buchenland, Nr. 10, Oktober 1950, S. 3.

[4] Kurznachrichten. In: Südostdeutsche Heimatblätter 6 (1957), S. 135.

[5] Andreas Schmidt-Schweizer: Das Verhältnis zwischen der bundesdeutschen „Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn“ und dem kommunistischen Ungarn (1951–1989). In: Gerhard Seewann (Hg.): Diversität und Konflikt im 19. und 20. Jahrhundert. Regensburg 2019, S. 225–248, hier: S. 233.