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Rothen, Franz

Geburtsdatum: 7. August 1899
Geburtsort: Pardan (sb. Међа/Međa, ung. Párdány)
Regionale Zugehörigkeit: Banat
Sterbedatum: 28. Januar 1965
Sterbeort: Bonn
Eltern: Peter Rothen (1862–1945); Theresia Rothen, geb. Schaub
Konfessionszugehörigkeit: röm.-kath.
Beruf: Arzt, Ministerialbeamter
Schule: Piaristengymnasium Temeswar (rum. Timișoara, ung. Temesvár, sb. Темишвар/Temišvar)
Ausbildung/Studium: Universität Budapest (Medizin)

Vita:[1]
In den Jahren 1917–1918 nahm Franz Rothen als Angehöriger eines Banater Artillerieregiments am Ersten Weltkrieg teil, unter anderem an der Isonzofront.
Während seines Studiums wurde er Mitglied der Verbindung (Vereinigung deutscher Hochschüler) „Gothia“, die später in „Suevia“ umbenannt wurde. Dort war er ein Vertrauensmann des Politikers Jakob Bleyer (1874–1933). Rother wurde „Leiter der volksdeutschen Studentenschaft“ an der Universität Budapest.[2] Außerdem betätigte er sich als Sekretär des Ungarländischen Deutschen Volksbildungsvereins (UDV). In dieser Eigenschaft organisierte er im Februar 1932 den „Schwabenball“ des UDV in Budapest, Pester Lloydgesellschaft (5. Bezirk).[3]

Völkische Aktivitäten in Ungarn
Wegen „pangermanischer Betätigung“ wurde Rothen 1933 strafrechtlich angezeigt und vor Gericht geladen. Hintergrund war ein Besuch der Gemeinde Harta mit einigen reichsdeutschen Journalisten.[4] Am 9. Dezember 1933 wurde Rothen Mitglied des „Siebenerrats“ des UDV nach dem Tod Johann Bleyers, bestehend aus den Journalisten Johann Faul-Farkas (1885–1945) Anton König und Franz Kußbach (1897–1972), Franz Rothen, den Ärzten Ägidius Faulstich (1899–1951) und Heinrich Mühl (1901–1963) sowie dem Politiker Franz Anton Basch (1901–1946).[5] Während einer Organisationsreise für den UDV wurde er 1934 im Vesprémer Bezirk von der ungarischen Gendarmerie verhaftet und dem Gericht übergeben, aber nach zwei Tagen wieder freigelassen.[6]
Der Strafgerichtshof am Bezirksgericht Raab (ung. Győr) verurteilte ihn am 12. August 1936 wegen „Schmähung der ungarischen Nation“ (dreimaligen Vergehens gegen die Ehre des ungarischen Staates) zu sechs Monaten Gefängnis. Der Anklage lag eine Anzeige infolge von UDV-Versammlungen im Bahonywald im März 1934 zugrunde, auf denen Rothen gegen die Magyarisierung von Namen und Schulen protestiert hatte.[7]
Im Jahre 1936 schloss sich Franz Rothen der ungaristischen Bewegung an.[8] Franz Anton Basch und Franz Rothen wurden im Januar 1937 im Zuge der Neujahrsamnestie des Reichsverwesers Miklós Horthy begnadigt.[9]

Zwischen Pfeilkreuzlern und deutschen Nationalsozialisten
1938–1939 schloss sich Rother sich der Pfeilkreuzler-Partei (Nyilaskeresztes Párt – Hungarista Mozgalom, NYKP) von Ferenc Szálasi (1897–1946) an. Er war dessen außenpolitischer Berater und zugleich ein deutscher Agent.[10] Anlässlich eines Besuchs im Szechenyi-Bad in Budapest floh er 1939 mit Karl Neß aus dem Lager Kistarcsa ins Deutsche Reich.[11]
Er wurde Ungarn-Experte in der Osteuropa-Abteilung des Auswärtigen Amtes und unter dem Decknamen „Schaub“ Leiter der Südosteuropa-Rundfunkabteilung.[12] Franz Rothen war Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes (SD) der SS. Im Jahre 1941 übte er Einfluss auf die parteiinternen Konflikte der Pfeilkreuzler aus.[13]
Im März 1944 war er organisatorisch an der deutschen Besetzung Ungarns beteiligt und kontrollierte den ungarischen Rundfunk.

Landsmannschaftlicher Funktionsträger und Beamter
1945 setzte sich Rothen nach Freising ab. 1949 war er Mitglied des Vorstands der Landsmannschaft der Ungarndeutschen in Bayern.[14]
Er kandidierte bei der Wahl zum 1. Deutschen Bundestag auf der Liste der CSU. Als Delegierter Bayerns gehörte er der 1. Bundesversammlung vom 12. September 1949 an, die Theodor Heuss zum ersten Bundespräsidenten wählte.[15]
Rothen war Mitarbeiter der Rundfunk- und Filmabteilung (Referat I/6) des Bundesministeriums für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte (BMVt) in Bonn.

Mitgliedschaft im SOKW:
Vorstandsmitglied im SOKW

Bibliografie:
Monografien

Herausgaben

Aufsätze

Essayistische und publizistische Beiträge

Arbeiten für den Rundfunk

Links:
Keine ermittelt


[1] Josef Gaßner: Franz Rothen †. In: Südostdeutsche Vierteljahresblätter 14 (1965), S. 111f.; Vom „Südostdeutschen Kulturwerk“. Neuerscheinungen – Vierteljahresblätter – Veranstaltungen – Preisausschreiben. In: Siebenbürgische Zeitung, …. Jg., Nr. …, 15.4.1965, S. 7; Gerhard Seewann, Norbert Spannenberger (Hg.): Akten des Volksgerichtsprozesses gegen Franz A. Basch, Volksgruppenführer der Deutschen in Ungarn. Budapest 1945/46. München 1999, S. 67, Anm. 85 (Buchreihe der Südostdeutschen Historischen Kommission 37).

[2] Anton Tafferner: Ungarndeutsche Studentenvereinigungen unter Jakob Bleyer. In: Archiv der Suevia Pannonica 3 (1966), S. 39–50, hier: S. 43; Lóránt Tilkovszky: Teufelskreis. Die Minderheitenfrage in den deutsch-ungarischen Beziehungen 1933–1938. Budapst 1989, S. 20.

[3] Der Schwabenball in der Hauptstadt. In: Oedenburger Zeitung, 85. Jg., Nr. 27, 04.02.1932, S. 2.

[4] Hedwig Schwind: Jakob Bleyer. Ein Vorkämpfer und Erwecker des ungarländischen Deutschtums. München 1960, S. 164 (Veröffentlichungen des Südostdeutschen Kulturwerks B 14).

[5] Die Nachfolge Dr. Bleyers. In: Oedenburger Zeitung, 66. Jg., Nr. 290, 22.12.1933, S. 1; Norbert Spannenberger: Der Volksbund der Deutschen in Ungarn 1938–1944 unter Horthy und Hitler. München 2002, S. 87 (Schriften des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa 22).

[6] Der bekannte deutschungarische Politiker Franz Rothen. In: Oedenburger Zeitung, 67. Jg., Nr. 74, 4.4.1934, S. 2.

[7] Rab (Ungarn), 12. August (Um die Magyarisierung der deutschen Namen). In: Salzburger Volksblatt, 66. Jg., Nr. 185, 13.8.1936, S. 9; Ein Deutschenführer in Ungarn verurteilt. In: Freie Stimmen, 56. Jg., Nr. 186, 14.8.1936, S. 4; Verurteilung eines Vertreters der deutschen Minderheit in Ungarn. In: Frankfurter Zeitung, Nr. 429, 22.8.1936, S. 2, zit. in: Gabriele Toepser-Ziegert (Bearb.): NS-Presseanweisungen der Vorkriegszeit. Edition und Dokumentation. Band 4/I: 1936. München, New Providence, London, Paris 1993, S. 929; Ein neuer Fall Basch. In: Deutsche Stimmen, 3, Jg., Nr. 36, 5.9.1936, S. 8; Spannenberger: Volksbund, S. 102.

[8] Spannenberger: Volksbund, S. 197.

[9] Gewesene Funktionäre des UDV. begnadigt. In: Oedenburger Zeitung, 70. Jg., Nr. 13, 17.1.1937, S. 2; Begnadigung von Dr. Basch und Rothen. In: Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 64. Jg., Nr. 19.126, 17.1.1937, S. 2.

[10] Margit Szöllösi-Janze: Die Pfeilkreuzlerbewegung in Ungarn. Historischer Kontext, Entwicklung und Herrschaft. München 1989, S. 216 (Studien zur Zeitgeschichte 35); László Kürti: Hungary. In: Cyprian P. Blamires (Hg.): World Fascism. A Historical Encyclopedia. Vol. 1: A–K. Santa Barbara CA: ABC Clio 2006, S. 324–327, hier: S. 325.

[11] Zwei deutsche Pfeilkreuzler aus ungarischer Haft entsprungen. In: Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 33. Jg., Nr. 89, 19.4.1939, S. 3; Banater Schwabe aus ungarischem Konzentrationslager entkommen. In: Banater Deutsche Zeitung, 4. Jg., Nr. 87, 19.4.1939, S. 3.

[12] Loránt Tilkovszky: Ungarn und die deutsche „Volksgruppenpolitik“ 1938–1945. Aus dem Ungarischen von Johanna Till. Köln, Wien 1981, S. 305.

[13] Tilkovszky: Ungarn und die deutsche „Volksgruppenpolitik“ 1938–1945, S. 142.

[14] Max Hildebert Boehm: Gruppenbildung und Organisationswesen. In: Eugen Lemberg, Friedrich Edding (Hg.): Die Vertriebenen in Westdeutschland. Ihre Eingliederung und ihr Einfluss auf Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und Geistesleben. Band 1. Kiel 1959, S. 521–605, hier S. 573.

[15] Liste der Mitglieder der 1. Bundesversammlung (Deutschland), <https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Mitglieder_der_1._Bundesversammlung_(Deutschland)>, 5.3.2020.