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Steinacker, Roland Arthur

Geburtsdatum: 29. September 1870
Geburtsort: Pest
Regionale Zugehörigkeit: Ungarn
Sterbedatum: 14. Juni 1962
Sterbeort: Stuttgart-Bad Cannstadt
Eltern: Edmund/Ödön Steinacker (1839–1929), Politiker; Auguste Steinacker, geb. Glatz (1850–1934)[1]
Konfessionszugehörigkeit: ev.-luth.
Beruf: Theologe, Politiker
Schule: Evangelische Grundschule Pest; Gymnasium Pest; Gymnasium Jena; 1888 Matura
Ausbildung/Studium: Universität Budapest (Philologie); Universität Pressburg (sk. Bratislava, ung. Pozsony), Universität Erlangen, Universität Göttingen, Universität Wien (Evangelische Theologie); 1923 Dr. theol. an der Universität Wien mit der Studie Recht und Aufgabe. Lehrgut und Lehrplan des Glaubensunterrichtes.

Vita:[2]
Roland Steinacker wirkte von 1896 bis 1903 als Kaplan, Katechet und Lateinlehrer in Maisbrunn (ung. Mezőberény) und Modern (sk. Modra, ung. Modor) bei Pressburg. Im Mai 1902 bewarb er sich erfolglos auf die vakante Pfarrstelle in Käsmark.[3] Am 18. Januar 1903 hielt er einen Gottesdienst im Turnsaal zum „Herzogshut“ in Klosterneuburg.[4]
Mehr Erfolg hatte er im folgenden Jahr in der Zips, als er einstimmig in ein Pfarramt gewählt wurde: Vom 17. Mai 1903 bis 1912 war er evangelischer Pfarrer in der Zipser Bergstadt Schwedler (sk. Švedlár, ung. Svedlér).[5] Er heiratete am 19. Juli 1906 Luise Wilhelmine Hollerung (1875–1947), eine Tochter des evangelischen Geistlichen Karl/Károly Arnold Hollerung (1842–1918) und dessen Frau Luise Hollerung, geb. Röck (1846–1929).[6] Der Ehe entstammten die Kinder Gertrud Eva (1909–?), Hildegard (1911–?) und Arnulf Rupprecht (1914–?),

Pastor im westlichen Ungarn
1912 wurde Steinacker Pfarrer in Kaltenstein (ung. Level), nachdem er mit dem dort bislang tätigen Pfarrer Béla Hajsó die Stelle getauscht hatte.[7] In dieser Zeit schrieb er Artikel für die Zeitschrift Deutsche Erde. Anschließend bekleidete er bis 1919 eine Pastoralstelle der Evangelisch-Magyarischen Gemeinde Ungarisch-Altenburg (ung. Mosonmagyaróvár). Zugleich war er Religionslehrer am dortigen Gymnasium.
In den Jahren 1918–1919 war er aktiv in der „deutschen Bewegung in Westungarn“. Als Mitglied des Deutschen Volksrats in Ödenburg (ung. Sopron) setzte er sich für die Autonomie Westungarns ein. Er war Mitarbeiter der Zeitschrift Vierburgenland, von der allerdings nur vier Ausgaben erschienen.

Professor in Pressburg und karpatendeutscher Politiker
Auf Empfehlung eines Freundes wurde er 1921 ordentlicher und öffentlicher Professor für praktische Theologie an der Theologischen Kirchlichen Hochschule A. B. in Pressburg.
Er schloss sich dem Deutschen Kulturverbands (DKV) in Pressburg an und war bis 1935 Kreisobmann des DKV in Pressburg. Außerdem gehörte er dem Deutschen Turnverband (DTV) an und war dessen „Dietwart“ in Pressburg. Im Oktober 1925 gehörte Roland Steinacker zu den Gründungsmitgliedern des Deutschen Theatervereins in Pressburg.[8] Jahrelang war er in dessen Ausschuss aktiv,[9] Ende der 1930er-Jahre auch selbst Vorsitzender.[10]
Mit dem sudetendeutschen nationalsozialistischen Politiker Franz Karmasin (1901–1970) und Industriellen Karl Manouschek (1895–?), einem früheren Mitglied der illegalen NSDAP in Österreich, gründete er 1927 die Karpatendeutsche Volksgemeinschaft. In den Jahren 1928–1934 gehörte er zum Herausgeberkreis der Zeitschrift Karpathenland. Die Karpatendeutsche Volksgemeinschaft benannte sich 1929 in Karpatendeutsche Partei (KdP) um. Im Herbst 1929 bewarb sich Steinacker um ein Abgeordnetenmandat in der Tschechoslowakischen Nationalversammlung und trat bei Wahlkampfveranstaltungen in Altwasser (sk. Stará Voda, ung. Óvíz), Schwedler, Wagendrüssel (sk. Nálepkovo/Vondrišel, ung. Merény), Deutschendorf (sk. Poprad, ung. Poprád), Leibitz (sk. Ľubica, ung. Leibic) und Bela auf.[11]
Am 12. Oktober 1930 gehörte er als Vertreter deutscher Vereine zu einer Abordnung, die den tschechoslowakischen Staatspräsidenten Tomás Garrigue Masaryk (1850–1937) bei dessen Besuch in Pressburg im Rathaus empfing.[12]
Am 27. September 1931 kandidierte Roland Steinacker auf Listenplatz 7 der Deutschen Einheitsliste (Deutsche Wahlgemeinschaft, Liste Nr. 15) in Pressburg.[13]
Am 22. Oktober 1933 sprach er als Vertreter der KdP auf einer Versammlung der Tschechoslowakischen Agrarpartei in Zipser Neudorf (sk. Spišská Nová Ves, ung. Igló), bei der auch der damalige tschechoslowakische Landwirtschaftsminister Milan Hodža (1878–1944) zugegen war. Steinacker beklagte sich um die „schlechte Behandlung der Partei seitens der Behörden“, obwohl sich die KdP „absolut staatstreu und loyal“ verhalte.[14] Steinacker war Träger des Ehrenzeichens der Karpatendeutschen Partei.[15]
1934/35 verlor er seine Professur, als die kirchliche Hochschule als Fakultät an die Comenius-Universität Pressburg (sk. Univerzita Komenského v Bratislave) angegliedert wurde. An Steinackers Stelle wurde der deutsche Pastor Heinrich Pröhle (1870–1950) als Professor für deutsche praktische Theologie angestellt.[16]

Die Deutsch-evangelische Kirche A. B. in der Slowakei
Im Jahr 1937 verlieh ihm das Deutsche Ausland-Institut (DAI) in Stuttgart seine Silberne Medaille. 1938 war er maßgeblich an der Gründung der Deutsch-evangelischen Kirche A. B. in der Slowakei beteiligt, die eine Trennung von den slowakischen und ungarischen Lutheranern bedeute.
Es folgten weitere Ehrungen: Steinacker wurde zum Ehrenmitglied des Pressburger Deutschen Theatervereins erklärt, der sich auf seiner Hauptversammlung am 24. Juni 1938 „der Volksgemeinschaft Konrad Henleins“ eingliederte.[17] Anfang September 1938 wurde er auf einer Aussschussitzung der Ortsgruppe Iglo des DKV in den Ausschuss gewählt.[18]
Die Universität Wien entschied sich 1943, den Prinz-Eugen-Preis der Johann-Wolfgang-Goethe-Stiftung zur „Förderung der geistig schöpferischen Kräfte des Südostdeutschtums“ für das Jahr 1943 an Roland Steinacker und an den Direktor des Instituts für Heimatforschung in Käsmark (sk. Kezmarok) Johann Liptak (1889–1958) zu verleihen. Die Entscheidung fiel auf der Zweiten Karpatendeutschen Hochschulwoche in Käsmark, Ende September 1943.[19]

In Stuttgart-Bad Cannstadt
Im Januar 1945 floh er mit seiner Familie ins Diakonissenhaus Gallneukirchen im oberösterreichischen Mühlviertel. Er wurde allerdings von dort 1946 ausgewiesen und zog nach Westdeutschland weiter. Eine dauerhafte neue Heimat fand Roland Steinacker in Stuttgart-Bad Cannstatt.[20]
Bundespräsident Theodor Heuss verlieh ihm 1955 aus Anlass seines 85. Geburtstags das Bundesverdienstkreuz „in Anerkennung seiner Verdienste um die Erhaltung des Deutschtums und in Würdigung seiner geleisteten Kulturarbeit“. Nach dem gescheiterten Volksaufstand in Ungarn 1956 betreute Steinacker ungarische Flüchtlinge in Marbachtal im Schwarzwald.
Wenige Tage vor seinem Tod nahm er noch an einer Vortragsveranstaltung der Deutschen Gesellschaft teil. Steinacker starb an den Folgen eines Verkehrsunfalls, als er beim Überqueren einer Straße von einem Pkw erfasst wurde. Er erlag auf dem Weg ins Krankenhaus seinen Verletzungen.

Mitgliedschaft im SOKW:
Auf der SOKW-Mitgliederversammlung vom 13. Februar 1960 wurde Steinacker formal als Mitglied aufgenommen.[21] Das SOKW verlieh im auch im Jahre 1960 die Adam-Müller-Guttenbrunn-Medaille.

Bibliografie:
Monografien

  • Roland Steinacker, Desider Alexy: 350 Jahre Evangelische Kirche in Preßburg. Stuttgart: Hilfskomitee für die Evangelisch-Lutherischen Slowakeideutschen 1956.
  • Roland Steinacker, Desider Alexy: Aus der Geschichte der Ev. Kirchengemeinde A. B. zu Pressburg. Bilder aus Vergangenheit und Gegenwart. Stuttgart: Hilfskomitee für die ev.-luth. Slowakeideutschen 1956 (Schriftenreihe des Hilfskomitees für die ev.-luth. Slowakeideutschen).
  • Roland Steinacker, Johann Liptak: Das deutsche evangelische Schulwesen in der Slowakei. Stuttgart: Hochwacht 1957 (Schriftenreihe des Hilfskomitees für die Ev.-Luth. Slowakeideutschen).

Herausgaben

Aufsätze

  • Recht und Aufgabe. Lehrgut und Lehrplan des Glaubensunterrichts. In: Michael Lučanský (Hg.): Sborník venovaný D Dr. Janovi Kvačalovi profesorovi teologie k sedemdesiatym narodeniam. Bratislava: Nákladom Spolku Tranoscius 1933, S. …–….
  • Die Evangelischen aus der Slowakei. In: Herbert Krimm (Hg.): Das Antlitz der Vertriebenen. Schicksal und Wesen der Flüchtlingsgruppen. Stuttgart: J. F. Steinkopf 1949, S. …–….
  • Das Deutschtum in Preßburg und in der Westslowakei. In: 800 Jahre Slowakei-Deutschtum. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft der Karpatendeutschen aus der Slowakei. Stuttgart 1951, S. …–… [auch in: Karpatenjahrbuch 3 (1952), S. 11–25].
  • Zum Namen „Burgenland“. In: Südostdeutsche Heimatblätter 5 (1956), S. 44f.
  • Weidlein Johann: Hintergründe der Vertreibung der Deutschen aus Ungarn. Eine historische Studie. Schorndorf 1953. Selbstverl. d. Verf., (Münchsbrückenweg 16), 32 S. In: Südostdeutsche Heimatblätter 5 (1956), S. 187f.
  • Das ev. Schulwesen in Preßburg und Umgebung. In: Johann Liptak, Roland Steinacker (Hgg.): Das dt. ev. Schulwesen in der Slowakei. Stuttgart: … 1957, S. 21 ff.
  • Ein Schwabe im Dienste der deutsch-slawischen Freundschaft. In: Karpaten-Jahrbuchb 14 (1963), S. 56ff.
  • Vom ethischen Urgrund des Volkstumskampfes. In: Archiv der Suevia Pannonica 4 (1967), S. 36–42.

Essayistische und publizistische Beiträge

Arbeiten für den Rundfunk

Links:


[1] Die Mutter Prof. Steinackers gestorben. In: Neues Pressburger Tagblatt, 5. Jg., Nr. 126, 9.5.1934, S. 10.

[2] Prof. Dr. Roland Steinacker 60 Jahre alt. In: Neues Preßburger Tagblatt, 1. Jg., Nr. 160, 30.9.1930, S. 4; Prof. Dr. Roland Steinacker 70 Jahre alt. In: Deutsche Stimmen. Wochenblatt für die Karpathenländer, 7. Jg., Nr. 39, 28.9.1940, S. 5; Gerhard Oestreich (Hg.): Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1954. Lexikon der lebenden deutschsprachigen Wissenschaftler. Berlin: Walter de Gruyter 1954, Sp. 2205f.; Roland Steinacker 85 Jahre alt. In: Südostdeutsche Heimatblätter 4 (1955), S. 112; Wilhelm Zimmermann: Prof. Dr. Roland Steinacker zum 90. Geburtstag. In: Donauschwäbische Lehrerblätter 6 (1960) H. 2, S. 63f.; Felix v. Schroeder: Roland und Harold Steinacker und ihre Verbindung mit dem ungarländischen Deutschtum. In: Südostdeutsche Vierteljahresblätter 10 (1961), S. 12–16; Quaiser: Ronald [sic!] Steinacker – 90 Jahre. In: Europa ethnica 18 (1961), S. 27; Wilhelm Zimmermann: Prof. Dr. Roland Steinacker zum 90. Geburtstag. In: Donauschwäbische Lehrerblätter 6 (1960) H. 1, S. 63f.; Dr. Roland Steinacker. In: Europa ethnica 19 (1962), S. 120; Zum Tode von Professor Steinacker. In: Mitteilungen für die Deutschen aus dem Donauraum, 8. Jg., Nr. 13, 1.7.1962, S. 3; Adam Stupp: Professor Dr. Roland Steinacker zum Gedenken. In: Südostdeutsche Semesterblätter, Nr. 9/SS 1962, S. 1–3; Steinacker, Roland. In: <https://kulturportal-west-ost.eu/biographien/steinacker-roland-2> (11.09.2018).

[3] Zur Käsmarker Pfarrerwahl. In: Karpathen-Post, 23. Jg., Nr. 21, 22.5.1902, S. [3].

[4] Uebertrittsbewegung. In: Ostdeutsche Rundschau, 14. Jg., Nr. 16, 16.1.1903, S. 4

[5] Die evang. Kirchengemeinde A.-B. in Schvedlér. In: Kaschauer Zeitung, 32. Jg., Nr. 35, 24.3.1903, S. 5; Pfarrer-Installation. In: Karpathen-Post, 24. Jg., Nr. 21, 21.5.1903, S. [3].

[6] Verlobung. In: Karpathen-Post, 27. Jg., Nr. 18, 3.5.1906, S. [3]; Aus den Nachbar-Komitaten. In: Kaschauer Zeitung, 35. Jg., Nr. 51, 31.7.1906, S. 3..

[7] Stellenaustausch. In: Karpathen-Post, 33. Jg., Nr. 9, 29.2.1912, S. [3].

[8] An alle Deutschen in Preßburg! In: Preßburger Zeitung, 162. Jg., Nr. 74.786, 25.10.1925, S. 11.

[9] Bühne, Kunst, Schrifttum. In: Neues Preßburger Tagblatt, 1. Jg., Nr. 10, 30.4.1930, S. 6; Deutscher Theater-Verein. In: ebenda, 1. Jg., Nr. 11, S. 7.

[10] Preßburger Deutsches Theater. In: Tagebote, 89. Jg., Nr. 235, 23.11.1939, S. 5.

[11] Die Zips schließt sich der „Karpathendeutschen Partei“ an! In: Karpathen-Post, 50. Jg., Nr. 45, 9.11.1929, S. 5.

[12] Der Besuch des Präsidenten Masaryk in Preßburg. In: Neues Preßburger Tagblatt, 1. Jg., Nr. 163, 3.10.1930, S. 3.

[13] Anzeige. In: Neues Preßburger Tagblatt, 2. Jg., Nr. 257, 29.9.1931, S. 5; ebenda, 2. Jg., Nr. 261, 24.9.1931, S. 5.

[14] Minister Dr. Hodža über die Aufgaben des Deutschtums in der Slowakei. In: Karpathen-Post, 54. Jg., Nr. 43, 28.10.1933, S. 1.

[15] In völkischer Einsatzbereitschaft. In: Deutsche Stimmen, 10. Jg., Nr. 50, 11.12.1943, S. 7.

[16] Betrauung. In: Karpathen-Post, 55. Jg., Nr. 46, 17.11.1934, S. 7.

[17] Der Preßburger deutsche Theaterverein gliedert sich der Volksgemeinschaft Konrad Henleins ein. In: Deutsche Stimmen. Wochenblatt für die Karpathenländer, 5. Jg., Nr. 25, 25.6.1938, S. 8f.

[18] Die Igloer Ortsgruppe des DKV. In: Karpathen-Post, 59. Jg., Nr. 38, 17.9.1938, S. 4.

[19] Die 2. deutsche Hochschulwoche in Käsmark. In: Deutsche Stimmen. Wochenblatt für die Karpathenländer, 10. Jg., Nr. 39, 25.9.1943, S. 5; Zweite deutsche Hochschulwoche. Verlauf und Abschluß. In: Deutsche Stimmen, 10. Jg., Nr. 40, 2.10.1943, S. 5; Die Träger des „Prinz-Eugen-Preises“. In: Innsbrucker Nachrichten, 90. Jg., Nr. 233, 02.10.1943, S. 4; Der „Prinz-Eugen-Preis“. In: Salzburger Zeitung, 2. Jg., Nr. 275, 06.10.1943, S. 2; Der Prinz-Eugen-Preis. In: Oedenburger Zeitung, 78. Jg., Nr. 228, 09.10.1943, S. 3; Kulturnotizen. In: Wiener Feldpost, Nr. 1, 15.11.1943, S. 12; Führersippen des Südost-Deutschtums. In: Südostdeutsche Tageszeitung, 70. (25.). Jg., Nr. 226, 02.10.1943, S. 6; Hildebert Reinhardt: Schrifttumsschau. In: Nationalsozialistische Monatshefte 15 (1994) H. 161, S. 83–85, hier: S. 83.

[20] Adreßbuch der Stadt Stuttgart 1960, S. 765.

[21] IKGS-Archiv Protokollbuch der Mitgliederversammlungen, Bl. 87.