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Tiefenthaler, Paula Franziska Emilie

Geburtsname: Provasi

Geburtsdatum: 28. November 1918
Geburtsort: Wien, Österreich
Regionale Zugehörigkeit: Bukowina
Sterbedatum: 9. März 2011
Sterbeort: München
Eltern: Alois Provasi, Richter; Sophie/Zofia Provasi, geb. Sworadkowska
Konfessionszugehörigkeit: Noch nicht ermittelt
Beruf: Philologin, Verbandspolitikerin
Schule: Grundschule Suczawa (rum. Suceava); Lyceum Suczawa; 1937 Matura
Ausbildung/Studium: 1937–1940 Universität Bukarest (rum. București) (Romanistik); 1941 und 1943–1944 Universität Wien; 1944 Dr. phil. an der Universität Wien bei Josef Nadler (1884–1963) mit der Arbeit „Penthesilea“. Der Wandel ihrer Deutung

Vita:[1]
Die Eltern von Paula Provasi waren während der russischen Besetzung 1915 aus der Südbukowina nach Wien geflohen. Sie verbrachte daher ihr erstes Lebensjahr 1918–1919 in Wien; 1919 kehrte die Familie nach Suczawa in die Bukowina zurück.
Als Jugendliche schloss sich Paula Provasi der von König Carol II. von Rumänien initiierten Jugendorganisation „Străjeri“ an.
1940 wurde sie mit ihrer Familie aus der Bukowina ausgesiedelt und kam ins Umsiedlerlager Waltershausen in Thüringen. Die Einbürgerung erfolgte in Litzmannstadt (Lodz), obwohl Paula Provasi und ihre Mutter (als Polin) eigentlich eine schlechte Einstufung durch die NS-Behörden erfahren hatten. Alois Provasi benötigte allerdings die Staatsangehörigkeit zur Ausübung des Richteramtes in Gotha und akzeptierte keine Trennung von seiner Familie.[2] 1942 wurde Alois Provasi zum Landesgerichtsrat im niederösterreichischen St. Pölten befördert, wo er bis Kriegsende tätig war.
Paula Provasi leistete 1941/42 ein Jahr lang Kriegshilfsdienst als Französisch-Dolmetscherin in einem Kriegsgefangenenlager in Kärnten. 1944 arbeitete Paula Provasi als Büroangestellte in einer Druckerei in St. Pölten.
Anfang 1945 ließ sie sich mit ihren Eltern in Kufstein nieder. Dort arbeitete sie erneut als Französisch-Dolmetscherin für die französischen Besatzungsbehörden und lernte sie ihren künftigen Mann, den Tiroler Geschäftsmann Hans Tiefenthaler (….–1956), kennen, der allerdings bald verstarb; 1956 zog Paula Tiefenthaler mit ihrem Sohn nach München um. Sie war Mitarbeiterin der Heimatauskunftstelle Rumänien des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Soziales, von 1973 bis 1983 deren Leiterin.
1957 trat sie in die Landsmannschaft der Buchenlanddeutschen ein, wurde Kulturreferentin des Landesverbands Bayern, 1982 Bundesgeschäftsführerin, Landesvorsitzende in Bayern und 1988–1994 Bundesvorsitzende. In der Verbandszeitung Der Südostdeutsche wirkte sie an führender Stelle mit. Sie gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Bukowina-Instituts in Augsburg.
Ihren Lebensabend verbrachte sie in einem Münchner Pflegeheim.

Mitgliedschaft im SOKW:
Vorstandsmitglied im SOKW (ab 1977 Vorstandsmitglied, ab 1981 Schatzmeisterin)

Bibliografie:
Monografien

  • Diss. masch. Wien 1944.
  • Rumänisches Strafgesetzbuch. Amtlicher Text mit den Änderungen bis zum 1. Dezember 1960. Übersetzt von Paula Tiefenthaler und Alois Provasi. Berlin: De Gruyter 1964 (Sammlung außerdeutscher Strafgesetzbücher in deutscher Übersetzung 81).
  • Festschrift zum 20-jährigen Jubiläums-Bundestreffen der Landsmannschaft der Buchenlanddeutschen, Pfingsten 1969. Planegg bei München: Landsmannschaft der Buchenlanddeutschen 1969.
  • Landsmannschaft der Buchenlanddeutschen. Festschrift zum 30-jährigen Jubiläums-Bundestreffen. Pfingsten 1989. München: Fischer 1979 (Schriftenreihe der Landsmannschaft der Buchenlanddeutschen 2).

Herausgaben

  • Paula Tiefenthaler, Irma Bornemann, Rudolf Wagner (Hgg.): Czernowitz – eine Stadt im Wandel der Zeit. München: Landsmannschaft der Buchenlanddeutschen (Bukowina) 1988.
  • Adolf Armbruster, Paula Tiefenthaler (Hgg.): Vom Moldauwappen zum Doppeladler. Ausgewählte Beiträge zur Geschichte der Bukowina. Rudolf Wagner – Festgabe zu seinem 80. Geburtstag. Augsburg: Hofmann 1991.

Aufsätze

  • Festschrift zum 20-jährigen Jubiläums-Bundestreffen. Landsmannschaft der Buchenlanddeutschen, Pfingten 1969. Planegg bei München: Landsmannschaft der Buchenlanddeutschen 1969.
  • 35 Jahre im Dienst der Landsleute aus der Bukowina. In: Kaindl-Archiv 4 (1984), S. 10–16.
  • Zum Geleit. In: Irma Bornemann, Rudolf Wagner (Hgg.): Mit Fluchtgepäck die Heimat verlassen… 50 Jahre seit der Umsiedlung der Buchenlanddeutschen. Stuttgart, München 1990, S. 7f.
  • Die Landsmannschaft der Buchenlanddeutschen (Bukowina) e. V. In: Irma Bornemann, Rudolf Wagner (Hgg.): Mit Fluchtgepäck die Heimat verlassen… 50 Jahre seit der Umsiedlung der Buchenlanddeutschen. Stuttgart, München 1990, S. 104–112.
  • Von der „Rumänisierung“ zur „Eindeutschtung“. Dr. Paula Tiefenthalter erinnert sich an ihre Jugend in der Bukowina und die Umsiedlung der Bukowinadeutschen ins „Dritte Reich“. In: Spiegelungen 2(56) (2007), S. 178–190.

Essayistische und publizistische Beiträge

Arbeiten für den Rundfunk

Links:
Keine ermittelt


[1] StadtA München EWK 78 D/T 64; Johann Adam Stupp: „Respekt, Frau Doktor Tiefenthaler!“. In: Südostdeutsche Vierteljahresblätter 48 (1999), S. 74–77; Von der „Rumänisierung“ zur „Eindeutschung“. Dr. Paula Tiefenthaler erinnert sich an ihre Jugend in der Bukowina und die Umsiedlung der Bukowinadeutschen ins „Dritte Reich“. In: Spiegelungen 2 [56] (2007), S. 178–190; Luzian Geier: Verbunden mit den Menschen der Bukowina – Nachruf auf Dr. Paula Tiefenthaler. In: Siebenbürgische Zeitung, … Jg., Nr. 10, 30.5.2011, S. 13.

[2] Mariana Hausleitner: „Viel Mischmasch mitgenommen“. Die Umsiedlungen aus der Bukowina 1940. Berlin, Boston 2018, S. 140.