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Trischler, Josef

Geburtsdatum: 20. März 1903
Geburtsort: Obrowatz (sb. Обровац/Obrovac, ung. Boróc)
Regionale Zugehörigkeit: Batschka
Sterbedatum: 18. Dezember 1975[1]
Sterbeort: München
Eltern: Noch nicht ermittelt, Kleinbauern
Konfessionszugehörigkeit: röm.-kath.
Beruf: Agraringenieur, Politiker, Verbandspolitiker
Schule: Volksschule Obrowatz; Jesuitengymnasium Kalotscha (ung. Kalocsa); Staatliches Realgymnasium Hatzfeld (rum. Jimbolia, sb. Жомбољ/Žombolj, ung. Zsombolya); 1923 Matura
Ausbildung/Studium: 1923–1929 Technische Hochschule München (Chemie); 1929 Dipl.-Ing.; 1930 Dr. techn. an der Technischen Hochschule München mit der Arbeit Ernährungsphysiologische Studien an dem Schimmelpilz Aspergillus niger als Grundlage zur Feststellung des Kalibedürfnisses der Böden; 1931–1932 Aufbaustudium an der Universität Zagreb; 1932 Dipl.-Landwirt an der Technischen Hochschule München

Vita:[2]
Josef Trischlers Vater hatte versucht, durch eine Auswanderung in die USA die materielle Lebensgrundlage der Familie zu verbessern. Nach dessen Tod heiratete die Mutter ein zweites Mal.[3]
Während Josef Trischlers Münchner Studienzeit war er Vorsitzender der Landsmannschaft Südostschwäbischer Hochschüler und des Bundes Südostschwäbischer Hochschüler.
Nach seinem Diplom wurde er wissenschaftlicher Assistent in der Landwirtschaftsabteilung der Technischen Hochschule München. In den Jahren 1930–1931 leistete er seinen Militärdienst in der jugoslawischen Armee.

Dozent und Politiker in Jugoslawien und Ungarn
Er wurde 1932 Professor an der Privaten Deutschen Lehrerbildungsanstalt Großbetschkerek (sb. Зрењанин/Zrenjanin, ung. Nagybecskerek). Die Schule wurde 1933 nach Neuwerbass (sb. Врбас/Vrbas, ung. Vérbász) verlegt. Während dieser Zeit zeigte er ein dem Nationalsozialismus nahes politisches Engagement: Er wurde Angehöriger der Gruppe der „Erneuerer“ mit Josef Janko (1905–2001) und Adam Krämer (1906–1992) innerhalb des Schwäbisch-Deutschen Kulturbundes. Außerdem gehörte er als Vorstandsmitglied mehreren deutschen landwirtschaftlichen Genossenschaften in der Batschka an und gründete eine Handelsgesellschaft und die Deutsche Kreditanstalt.
Am 12. Dezember 1938 kandidierte Trischler erfolglos bei den jugoslawischen Parlamentswahlen in Palanka.[4]
1939 wurde er Vorsitzender der Landwirtschaftlichen Zentral-Darlehenskasse in Jugoslawien.
Da der ehemalige Unterrichtsminister Dimitrije Magarašević (1888–1948) auf sein zweites Mandat verzichtete, rückte Trischler am 13. März 1939 ins Parlament nach.[5] Es gibt allerdings auch Hinweise darauf, dass Trischler seine parlamentarische Karriere einer Intervention aus dem Dritten Reich verdankte. Im jugoslawischen Parlament gehörte er der Fraktion der faschistischen Jugoslawischen Radikalen Einheit (Jugoslovenska Radikalna Zajednica, JRZ) an. Er war bis zum deutschen Überfall auf Jugoslawien im April 1941 Abgeordneter der Narodna Skupština.
Vom 2. bis 22. Juni 1939 organisierte Trischler eine Studienfahrt der Landwirtschaftlichen Zentral-Darlehenskassa in Neusatz (sb. Нови Сад/Novi Sad, ung. Újvidék) ins Deutsche Reich. Die Exkursionsgruppe besuchte dabei auch die Reichsnährstandausstellung in Leipzig.[6]
Im September 1939 traf er sich mit dem jugoslawischen Unterrichtsminister Stefan Ćirić,[7] am 23. Oktober 1939 mit dem jugoslawischen Ministerpräsidenten Dragiša Cvetković (1893–1969).[8]
In den Jahren 1939–1940 fungierte er als Präsident des Verbands der Deutschen Genossenschaften in Jugoslawien (Präsidium der deutschen Wirtschaftsorganisationen der deutschen Volksgruppe).[9]
Im Januar 1940 kam es zu einem Treffen zwischen Josef Trischler, Franz Hamm (1900–1988) und dem jugoslawischen Ministerpräsidenten Dragiša Cvetković in Neusatz.[10]
1940 errichtete er die Private Deutsche Landwirtschaftliche Schule im Schloss Chottek zu Futok (sb. Футог/Futog, ung. Futak), deren Leitung er übernahm. Von 1941 bis 1945 fungierte Trischler als Wirtschaftsbeauftragter der deutschen Volksgruppe in der Batschka.
Von Februar 1942 bis Mai 1945 war Mitglied des ungarischen Parlaments als Angehöriger der Gruppe des Volksbundes der Deutschen in Ungarn (VDU) innerhalb der ungarischen Partei Magyar Elet Pártya (MEP). Ab Mai 1944 bildeten die deutschen Abgeordneten eine eigenständige Gruppe unter der Bezeichnung Block der deutschen nationalsozialistischen Gesetzgeber (NNSTB).[11] 1943 überlebte er ein gescheitertes Handgranatenattentat, das von einem enttäuschten SS-Mann verübt wurde.

Verbands- und Parteipolitiker in Westdeutschland
Im Oktober 1944 floh Trischler und gelangte nach einer vorübergehenden Internierung im Lager Glasenbach im Salzburger Land im April 1945 nach Bayern. Er wurde Angehöriger des Flüchtlings-Notparlaments in Bayern.
Josef Trischler wurde 1948 Mitinhaber einer agrochemischen Fabrik in München.
Als Mitglied der FDP – er kannte Theodor Heuss (1884–1963) aus der Vorkriegszeit – gehörte er in der ersten Legislaturperiode 1949–1953 dem Deutschen Bundestag an.[12] Im Parlament war er Mitglied in den Ausschüssen für Wiederaufbau und Wohnungswesen sowie im Ausschuss für Heimatvertriebene. 1949 war er Mitgründer der Landsmannschaft der Deutschen aus Jugoslawien. 1951 wurde er Mitglied im Rat der Südostdeutschen, dessen Geschäftsstelle in Bad Honnef er ab 1953 leitete.[13] Am 29. Juli 1951 trat er als Redner auf dem ersten Landestreffen der Südostdeutschen in Freising auf.[14] Auch auf dem zweiten Landestreffen der Südostdeutschen in der Nibelungenhalle in Passau am 17. August 1952 war Trischler ein prominenter Redner.[15]
In den Jahren 1953–1954 wurde gegen ihn ein Prozess wegen der Beteiligung an Kriegsverbrechen in Jugoslawien während des Zweiten Weltkriegs angestrengt, allerdings aus Mangel an Beweisen wieder eingestellt.
Für die FDP beteiligte sich Trischler am 17. November 1954 an einer Wahlveranstaltung FDP in Heining bei Passau im Gasthaus Auer;[16] später wechselte Trischler seine Parteizugehörigkeit von der FDP zur CDU.
Er war Vorstandsmitglied der Landsmannschaft der Donauschwaben. Von Dezember 1958 bis März 1970 vertrat er die südostdeutschen Landsmannschaften im Präsidium des Bundes der Vertriebenen (BdV).[17] Des Weiteren gehörte er der Südosteuropa-Gesellschaft (SOG) München an.
1966 erhielt er das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.

Mitgliedschaft im SOKW:
Mitglied im SOKW

Bibliografie:
Monografien

  • Ernährungsphysiologische Studien an dem Schimmelpilz Aspergillus niger als Grundlage zur Feststellung des Kalibedürfnisses der Böden. Diss. TH München 1930.

Herausgaben

Aufsätze

Essayistische und publizistische Beiträge

Arbeiten für den Rundfunk

Links:


[1] BayHStA LaFlüVerw 3703, Tätigkeitsbericht des SOKW für 1976.

[2] Dr. Josef Trischler 60 Jahre. In: Mitteilungen der Südosteuropa-Gesellschaft, Nr. 2/1963, S. 13; Franz Hamm: Dr. Josef Trischler 60 Jahre. In: Südostdeutsche Vierteljahresblätter 12 (1963), S. 105f.; Mads Ole Balling: Von Reval bis Bukarest. Statistisch-Biographisches Handbuch der Parlamentarier der deutschen Minderheiten in Ostmittel- und Südosteuropa 1919–1945. Band 2. Kopenhagen/København 1991, S. 523f., S. 558; Johann Böhm: Die Deutsche Volksgruppe in Jugoslawien 1918–1941. Innen- und Außenpolitik als Symptome des Verhältnisses zwischen deutscher Minderheit und jugoslawischer Regierung. Frankfurt am Main [u. a.]: Peter Lang Verlag 2009, S. 200; Michael Schwartz: Funktionäre mit Vergangenheit. Das Gründungspräsidium des Bundes der Vertriebenen und das „Dritte Reich“. In Zusammenarbeit mit Michael Buddrus, Martin Holler und Alexander Post. München: Oldenbourg 2013, S. 190–195, S. 579f.; Trischler, Josef. Politiker. In: <https://kulturportal-west-ost.eu/biographien/trischler-josef-2>, 23.8.2018; Josef Trischler. In: <https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Trischler>, 23.8.2018.

[3] Schwartz: Funktionäre mit Vergangenheit, S. 118.

[4] Regierungswahl in Jugoslawien. In: Banater Deutsche Zeitung, 3. Jg., Nr. 278, 13.12.1938, S. 9.

[5] Mehrheit für Zvetkovic. In: Neues Wiener Tagblatt, 73. Jg., Nr. 40, 9.2.1939, S. 4; Die südslawischen Deutschen erhielten noch ein Mandat. In: Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 33. Jg., Nr. 33, 11.2.1939, S. 2f.; Ein zweiter deutscher Abgeordneter in Jugoslawien. In: Banater Deutsche Zeitung, 4. Jg., Nr. 35, 14.2.1939, S. 1.

[6] Banater Bauern besuchen das Reich. In: Neues Wiener Tagblatt, 73. Jg., Nr. 127, 10.5.1939, S. 10; Deutsche Bauern aus Jugoslawien fahren zur Reichsnährstandausstellung. In: Agrarische Post, 15. Jg., Nr. 20, 20.5.1939, S. 13.

[7] Volksdeutsche Vorsprache in Belgrad. In: Neues Wiener Tagblatt, 73. Jg., Nr. 211, 3.8.1939, S. 5.

[8] Volksdeutsche Abgeordnete bei Zvetkovic. In: Neues Wiener Tagblatt, 73. Jg., Nr. 293, 24.10.1939, S. 3.

[9] Die deutsche Volksgruppe in Jugoslawien im Jahre 1939. In: Banater Deutsche Zeitung, 22. Jg., Nr. 17, 23.1.1940, S. 2.

[10] Aus Ujvidék. In: Oedenburger Zeitung, 73. Jg., Nr. 26, 1.2.1940, S. 1.

[11] Block deutscher nationalsozialistischer Reichstagsmitglieder in Ungarn. In: Oedenburger Zeitung, 77. Jg., Nr. 110, 16.5.1944, S. 2; Wir greifen heraus. In: Oedenburger Zeitung, 77. Jg., Nr. 126, 6.6.1944, S. 3.

[12] Die 13 Flüchtlingsabgeordneten. In: Mittelbayerische Zeitung, 5. Jg., Nr. 96, 22.8.1949, S. 1; Verzeichnis der Mitglieder des Bundestages nach Fraktionen. Deutscher Bundestag, 1. Wahlperiode 1949. Drucksache Nr. 186, S. 7.

[13] Max Hildebert Boehm: Gruppenbildung und Organisationswesen. In: Eugen Lemberg, Friedrich Edding (Hg.): Die Vertriebenen in Westdeutschland. Ihre Eingliederung und ihr Einfluss auf Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und Geistesleben. Band 1. Kiel: Ferdinand Hirt 1959, S. 521–605, hier S. 570.

[14] Landestreffen der Südostdeutschen. In: Passauer Neue Presse, 6. Jg., Nr. 88, 31.7.1951, S. 3.

[15] „Noch läuten uns der Heimat Glocken…“ Machtvolle Kundgebung der Südostdeutschen am Sonntag. In: Passauer Neue Presse, 7. Jg., Nr. 98, 18.8.1952, S. 8.

[16] Wahlversammlungen der FDP. In: Passauer Neue Presse, 8. Jg., Nr. 179, 15.11.1954, S. 8.

[17] Selbstbestimmungsrecht macht Chruschtschow grantig. In: Sudetenpost, 6. Jg., Nr. 7, 2.8.1960, S. 2; Neues Präsidium des BdV. In: Sudetenpost, 7. Jg., Nr. 15, 5.8.1961, S, 2.