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Wagner, Hans (Johannes August)

Geburtsdatum: 1. November 1891
Geburtsort: Sarata (ukr./russ. Сарата, rum. Sărata)
Regionale Zugehörigkeit: Bessarabien
Sterbedatum: 15. April 1967
Sterbeort: Celle, Niedersachen
Eltern: Johannes Michael Wagner (1849–1918); Maria Franziska Wagner, geb. Kutz (1853–1927) [1]
Konfessionszugehörigkeit: ev.-luth.
Beruf: Pädagoge, Verbandspolitiker
Schule: 1897–1905 Deutsche Volksschule Sarata; 1905–1909 Deutsche Lehrerbildungsanstalt Sarata; Gymnasium Ismail; 1909 Volksschullehrerprüfung
Ausbildung/Studium: 1912–1916 Pädagogisches Institut Tiflis (Physik, Chemie); 1916 Prüfung für die Mittelschulen

Vita:
Hans Wagner arbeitete 1909–1912 als Lehrer an der Volksschule Sarata. Das Studium in Tiflis wurde ihm mit Hilfe eines Stipendiums des Schulrats der Wernerschule ermöglicht. 1916–1918 leistete er Militärdienst im russischen Heer.
Nachdem Bessarabien 1918 zum Königreich Rumänien gekommen war, legte Wagner 1918 eine rumänische Sprach- und Fachprüfung ab und wurde anschließend zum Professor ernannt. Bis zur Umsiedlung 1940 arbeitete er als Lehrer für Geografie, Geschichte, Physik und Chemie an der Wernerschule in Sarata.
Am 3. Juli 1919 heiratete er Olga Luise Wagner, geb. Strehle (1896–1988). Das Paar hatte drei Kinder: Hedwig (1920–1945), Ludwig (1922–1925) und Harald (1925–2019).

Ein führender Nationalsozialist in Bessarabien
1931 zählte Hans Wagner, der im Juni auf einer Exkursion nach Siebenbürgen mit dem nationalsozialistischen Politiker Fritz Fabritius (1883–1957) in Berührung kam, zu den Protagonisten der „Erneuerungsbewegung“ in Bessarabien.[2] Fabritius hielt sich selbst im Oktober 1931 zu einer Vortragsreise in Sarata auf und initiierte damit die NS-Bewegung in Bessarabien. Wagner vertrat die Lehrer im Volksrat Bessarabiens, 1931–1934 fungierte er als Gauleiter Bessarabiens innerhalb der Nationalsozialistischen Erneuerungsbewegung der Deutschen in Rumänien (NEDR). Diesen Posten musste er nach einer Amtswaltertagung der NEDR in Sarata am 18. März 1934 abgeben, um seine Anstellung als Lehrer nicht zu verlieren – damals trat Otto Broneske (1899–1989) an seine Stelle. Wagner blieb jedoch 1934–1940 stellvertretender Gauleiter. Er war auch Mitglied im Ständigen Rat der Deutschen Volksgruppe Rumäniens.
Am 1. Juni 1940 wurde er zum Schulrat für alle höheren Lehranstalten und Volksschulen der deutschen Gemeinden Bessarabiens ernannt. Hans Wagner reiste am 29. Juni 1940 mit Otto Broneske und Immanuel Heer nach Akkerman (ukr. Білгород-Дністровський/ Bilhorod-Dnistrowskyj, rum. Cetatea Albă), um eine Loyalitätserklärung gegenüber den sowjetischen Behörden abzugeben.
Im Oktober und Dezember 1940 wurde er ins Deutsche Reich umgesiedelt und erhielt die deutsche Staatsangehörigkeit.

NS-Ministerialbeamter
Von Dezember 1940 bis Juni 1941 hospitierte er in der Lehrerbildungsanstalt Mehlsack (pl. Pieniężno). Am 1. April 1941 wurde er zum SA-Obersturmbannführer ernannt. Von Juni 1941 bis Juni 1943 arbeitete er als Leiter des Referats „Schulpolitik“ (in Abteilung I-6 „Kulturpolitik“) des Reichsministeriums für die besetzten Ostgebiete (RMfdbO). Von Juli bis November 1943 war er vorläufiger Leiter der Lehrerbildungsanstalt Pleschen (pl. Pleszew). Im September 1943 wurde er NSDAP-Anwärter.
Von Dezember 1943 bis Februar 1944 war er vorläufiger Leiter der Lehrerbildungsanstalt in Gartz an der Oder, ab März 1944 vorläufiger Leiter der Lehrerbildungsanstalt Paradies (pl. Gościkowo Paradyż), Kreis Meseritz (pl. Międzyrzecz). Am 25. November 1944 wurde er verbeamtet und zum Studienrat ernannt.

Landsmannschaftlicher Funktionsträger
Nach 1945 engagierte er sich beim Aufbau der Landsmannschaft der Bessarabiendeutschen. Am 1. Mai 1952 rief er im Mitteilungsblatt der Landsmannschaft zur Gründung des Bessarabiendeutschen Museums in Stuttgart auf.
Seine sterblichen Überreste wurden auf dem Heidefriedhof in Wolterdingen bei Soltau im Heidekreis beigesetzt.

Mitgliedschaft im SOKW:
Mitglied im SOKW

Bibliografie:
Monografien

  • Bessarabien. Land wechselnder Völker und Kulturen mit besonderer Berücksichtigung der Kulturleistung der Bessarabiendeutschen. Hannover 1961.

Herausgaben

Aufsätze

  • Unsere alte Heimat im Spiegel ausländischer Wissenschaftler. In: Jahrbuch der Deutschen aus Bessarabien 1951, S. 36–41.
  • Die Wernerschule. In: Jahrbuch der Deutschen aus Bessarabien 1951, S. 51–53 [auch in: Bessarabischer Heimatkalender 1951, S. 58–61].
  • Die bessarabische deutsche Volksschule. In: Jahrbuch der Deutschen aus Bessarabien 1951, S. 55–58.
  • Geschichte der Tarutinoer Mädchenschule. Bearbeitet nach Wilhelm Mutschall. In: Bessarabischer Heimatkalender 1952, S. 50–52.
  • Die Trajanswälle und Kurgane Bessarabiens. In: Jahrbuch der Deutschen aus Bessarabien 1953, S. 88–93.
  • Bessarabien. Land und Leute. In: Jahrbuch der Deutschen aus Bessarabien 1955, S. 29–36.
  • Unsere Kulturarbeit in Vergangenheit und Gegenwart. In: Jahrbuch der Deutschen aus Bessarabien 1955, S. 49–53.
  • Zehn Jahre Vertreibung. In: Jahrbuch der Deutschen aus Bessarabien 1956, S. 56–61.
  • Unser Wappen. In: Bessarabischer Heimatkalender 1956, S. 129.
  • Erziehungsprobleme unserer Zeit. In: Jahrbuch der Deutschen aus Bessarabien 1958, S. 51–53.
  • Oberlehrer Wilhelm Eckert. In: Jahrbuch der Deutschen aus Bessarabien 1958, S. 58f.
  • Schicksalswege aus der bessarabischen Steppe in die Lüneburger Heide. In: Jahrbuch der Deutschen aus Bessarabien 1959, S. 103–107.
  • Bessarabien. Land wechselnder Völker und Kulturen mit besonderer Berücksichtigung der Kulturleistung der Bessarabiendeutschen. In: Jahrbuch der Deutschen aus Bessarabien 1961, S. 42–63.

Essayistische und publizistische Beiträge

Arbeiten für den Rundfunk

Links:


[1] Cornelia Schlarb: Der schwierige Weg der Neuorientierung nach dem Ersten Weltkrieg. Bessarabiens Lutheraner zwischen Annäherung und Abgrenzung. In: Rainer Bendel, Norbert Spannenberger (Hgg.): Kirche und Gruppenbildungsprozesse deutscher Minderheiten in Ostmittel- und Südosteuropa 1918–1933. Berlin 2015, S. 169–182, hier: S. 178; Beamte nationalsozialistischer Reichsministerien/Johannes Wagner, <https://ns-reichsministerien.de/2020/12/22/johannes-wagner/>, 30.4.2021; Johannes August Wagner, <https://www.ancestry.de/family-tree/person/tree/120471583/person/390194916751/facts?_phsrc=nep6&_phstart=successSource>, 30.4.2021.

[2] Johann Böhm: Nationalsozialistische Indoktrination der Deutschen in Rumänien 1932–1944. Frankfurt am Main u. a. 2008, S. 60; Memorandum zur bessarabiendeutschen Geschichte der Dreißigerjahre, <https://www.bessarabien.de/news/memorandum__117.php>, 12.10.2021.