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Weifert, Ladislaus Michael Karl

Geburtsdatum: 6. März 1894
Geburtsort: Werschetz (sb. Вршац/Vršac, ung. Versec)
Regionale Zugehörigkeit: Banat
Sterbedatum: 10. Dezember 1977
Sterbeort: München
Eltern: Karl/Carl Weifert (1852–1905), Jurist und Oberbürgermeister; Antonie Weifert, geb. Lang (1869–1945)
Konfessionszugehörigkeit: röm.-kath.
Beruf: Pädagoge, Sprachwissenschaftler
Schule: 1904–1912 Oberrealschule Werschetz; Humanistisches Gymnasium Weißkirchen (sb. Бела Црква/Bela Crkva, ung, Fehértemplom); Humanistisches Gymnasium Budapest II; 13.6.1912 Matura; 17.6.1912 Ergänzungprüfung für Latein; 5.12.1912 Ergänzungsprüfung für Altgriechisch
Ausbildung/Studium: 1912–1914 und 1918–1919 Universität Budapest (Germanistik, Romanistik, Hungaristik); 1914 Ferienkurs in Boulogne-sur-Mer; 1919 Staatsexamen an der Universität Budapest; Juni 1920 Pädagogische Prüfung; 1922 Prüfung in serbischer Sprache, Literatur, Geschichte und Geographie; 31. Mai 1933 Dr. phil. an der Universität Belgrad (sb. Београд/Beograd); 1935 Habilitation für Deutsche Philologie an der Universität Belgrad

Vita:[1]
Ladislaus Michael Weifert war ein älterer Bruder von Stefan Maria Weifert (1897–1940), der als Schriftsteller insbesondere fürs Theater aktiv war.[2]
Er wurde 1914 bei seinem Ferienkurs in Boulogne-sur-Mer vom Ausbruch des Ersten Weltkriegs überrascht und 1914–1917 in Frankreich interniert, ehe er 1917 mit einem Krankentransport in die Schweiz gelangte.
Am 1. Februar 1920 trat er seine Stelle als Supplent an der Oberrealschule Werschetz an. Am 19. Februar 1923 wurde er zum Studienrat ernannt.
Am 10. September 1921 heiratete er Elisabeth Jost (1902–1986) aus Weißkirchen. Aus der Ehe stammte die Tochter Gertrud (* 1928).
Es folgten verschiedene Schuldienste – 1924–1925 als Studienrat in Neu-Werbass, 1925–1927 in Weißkirchen und 1927–1934 in Semlin (sb. Земун/Zemun, deutsch Semlin, ungarisch Zimony).
Am 18. August 1934 trat er eine Lehrerstelle am König-Alexander-Gymnasium in Belgrad an. Ab 1936 war er ständiges Mitglied der staatlich serbischen Prüfungskommission für angehende Studienräte. Vom 8. April 1936 bis 2. Oktober 1944 war er Beamter des jugoslawischen Unterrichtsministeriums in Belgrad, dabei von September 1940 bis Februar 1943 als Dozent, von Februar 1943 bis Oktober 1944 als außerordentlicher Professor für Deutschen Philologie an der Universität Belgrad. In den Jahren 1939–1941 war er unter anderem Deutschlehrer des jugoslawischen Königs Petar II (1923–1970).[3]
Vom 16. Juli bis 5. August 1939 hielt er sich in Marburg an der Lahn auf.[4]
Als kommissarischer Studienrat leitete er von Oktober 1942 bis Oktober 1944 die deutschen Sprachkurse in Groß-Betschkerek (sb. Зрењанин/Zrenjanin, ungarisch Nagybecskerek), die dort im Auftrag der Deutschen Akademie (DA) München veranstaltet wurden.
Am 2. Oktober 1944 floh Weifert aus Jugoslawien nach Bayern und konnte dabei sein dialektologisches Forschungsmaterial mitnehmen. Am 23. Oktober 1944 wurde Weifert Lehrer in Neustadt bei Coburg, wo er insbesondere Flüchtlingskinder unterrichtete. Im April 1945 ließ er sich mit seiner Frau und seiner Tochter in München nieder. Von Anfang April 1945 bis zum 31. August 1949 arbeitete Weifert als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (BAdW) in München. Ab Juli 1946 hatte Weifert einen Lehrbeauftragter für deutsche Phonetik und Mundartenkunde an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Die Spruchkammer München erklärte Weifert am 12. März 1947 für „nicht betroffen“.
Von 1947 bis 1951 war er 1. Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Donauschwäbischer Lehrer (ADL). Außerdem zählte er zu den Gründungsmitgliedern des Arbeitskreises südostdeutscher Katholiken in Bayern. Als Vorstandsmitglied war er in der Landsmannschaft der Deutschen aus Jugoslawien in Bayern aktiv.
Am 1. April 1949 begann er eine Lehrtätigkeit an der Ludwigs-Oberrealschule in München, ab 1. September 1951 als Studienrat, ab 1. April 1952 als Studienprofessor und ab 1. April 1954 als Oberstudienrat. Oberstudienrat Dr. Paul Kunkel von der Ludwigs-Oberrealschule, der 1950 eine Stellungnahme zu seiner Verbeamtung abgeben musste, attestierte ihm:

Ein freundlicher, stets hilfsbereiter Mann, dessen Güte Ausdruck einer wahren Religiosität ist. Er verfügt als Sprachforscher auch über ausgezeichnete Kenntnisse in unseren lebenden Fremdsprachen. Mit größter Gewissenhaftigkeit und gutem Erfolg erfüllt er allen Aufgaben als Lehrer und Erzieher. Er stellt sich für jede Aufgabe, z. B. in der Schulverwaltung, gern zur Verfügung.[5]

Vom 28. bis 31. Juli 1953 nahm er an der Jahrestagung des Arbeitskreises Südostdeutscher Katholiken in Altötting teil und war Mitautor der Richtlinien für die künftige Arbeit der Donauschwaben.[6]
Vom 15. bis 18. November 1961 nahm er an der Tagung der Südostdeutschen Historischen Kommission in Passau teil und hielt dort den Vortrag Die deutschen Mundarten und die Dialektgeographie des jugoslawischen Banats vor 1945.[7]
In den Jahren 1964–1965 realisierte er Schallplattenaufnahmen mit Mundartsprechern aus Süddeutschland, der Schweiz, dem Elsass und dem mittel- und niederdeutschen Raum.
Die sterblichen Überreste von Ladislaus Michael Weifert wurden am 14. Dezember 1977 auf dem Nordfriedhof in München beigesetzt.

Mitgliedschaft im SOKW:
Mitglied im SOKW

Bibliografie:
Monografien

  • Weißkirchner Familiennamen. Vršac: Artist. Anstalt J. E. Kirchners Witwe 1928 (auch: Stuttgart: … 21969).
  • Die deutsche Mundart von Bela Crkva (Weißkirchen). Beograd: Državna Štamp. Kraljevine Jugoslavije 1933 (Biblioteka Germanističkog Zavoda Beogradskog Univerziteta 1) (auch: Salzburg: Weisskirchner Ortsgemeinschaft 1975).
  • Die deutsche Mundart von Vršac (Werschetz). Lautlehre. Beograd: Državna Štamp. Kraljevine Jugoslavije; Halle an der Saale: Niemeyer 1935 (Biblioteka Germanističkog Zavoda Beogradskog Univerziteta 3).
  • Die deutschen Siedlungen und Mundarten im Südwestbanat. Belgrad: Verlags- und Vertriebs-A.G. Südost 1941 (Schriften des Deutschen wissenschaftlichen Instituts in Belgrad 1).
  • Weißkirchner Familiennamen im Lichte der Urheimat und der Mundart. … 1958.
  • Die Mundarten der Banater Gemeinden Heufeld und Mastort. Stuttgart: Landsmannschaft der Donauschwaben in Baden-Württemberg 1962 (Donauschwäbisches Schrifttum 7).
  • Deutsche Mundarten. Gävle: Skolförlaget Gävle 1967.
  • Laut-, Formenlehre, Urheimat und die Entstehung der Mundart von Lenauheim (Tschatad) im rumänischen Banat. … 1971.
  • Banater Spitznamen. Stuttgart: Landsmannschaft der Donauschwaben in Baden-Württemberg 1973 (Donauschwäbisches Archiv 3.20).

Herausgaben

Aufsätze

  • Erinnerungen an Professor Bleyer. In: Südostdeutsche Heimatblätter 3 (1954), S. 62f.
  • Weißkirchner Familiennamen im Lichte der Urheimat und der Mundart. In: Südostdeutsches Archiv 1 (1958), S. 53–65.
  • Grundsätzliche Probleme und Erkenntnisse im Lichte der südostdeutschen, insbesondere Banater Mundartforschung. In: Zeitschrift für Mundartforschung 27 (1960), S. 115–128.
  • Herkunft der Kolonisten und Entstehung der Mundart von Heufeld im Westbanat. In: Südostdeutsches Archiv 6 (1963), S. 167–181.
  • Beiträge zur Mercyschen Besiedlung des Banats. In: Theodor Mayer (Hg.): Gedenkschrift für Harold Steinacker (1875–1965). München: Oldenbourg 1966, S. 133–145 (Buchreihe der Südostdeutschen Historischen Kommission 16).
  • Gassennamen im Südwestbanat. In: Donau-Schwaben-Kalender 1969, S. 116–119.

Essayistische und publizistische Beiträge

Arbeiten für den Rundfunk

Links:
Keine ermittelt


[1] BayHStA MK 47846, Personalakte; StadtAM EMA 78/42; Gerhard Oestreich (Hg.): Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1954. Lexikon der lebenden deutschsprachigen Wissenschaftler. Berlin: Walter de Gruyter 1954, Sp. 2534; Anton Peter Petri: Professor Dr. Ladislaus Michael Weifert zum 70. Geburtstag. In: Donauschwäbische Lehrerblätter 10 (1964) H. 1, S. 85f.;  Johann Weidlein: Professor Ladislaus M. Weifert. Zum 80. Geburtstag. In: Südostdeutsche Vierteljahresblätter 23 (1974), S. 31f.; Anton Peter Petri: Professor Dr. Ladislaus Michael Weifert zum Gedenken. In. Südostdeutsche Vierteljahreshefte 27 (1978), S. 131f.; Christa Hempel-Küter: Germanistik zwischen 1925 und 1955. Studien zur Welt der Wissenschaft am Beispiel von Hans Pyritz. Berlin 2000, S. 306; Weifert, Ladislaus M. In: <https://kulturportal-west-ost.eu/biographien/weifert-ladislaus-m-2> (20.08.2018).

[2] Am bekanntesten ist sein Stück Hennemann. Schauspiel aus der Zeit des letzten Banater Türkenkrieges (1788) aus dem Jahr 1936.

[3] Zoran Žiletic: „Zwischen Völkern zu vermitteln, die oft durch tiefe Gräben getrennt waren“. In: Stefan Sienerth (Hg.): „Immer die Angst im Nacken, meine Erinnerung könnte versagen“. Interviews mit deutschen Schriftstellern und Literaturwissenschaftlern aus Südosteuropa. Regensburg: Verlag Friedrich Pustet 2015, S. 233-254, hier: S. 238 (IKGS 131).

[4] Arolsen Archives, Digital Archives, List of Persecutees 2.1.1.1, Registrierung von Ausländern (Jugoslawien), 1946.

[5] BayHStA MK47846, Beurteilung durch OStR Dr. Kunkel, 1950.

[6] Rainer Bendel: Katholische Vertriebenenorganisationen. In: Rainer Bendel, Abraham Kustermann (Hg.): Die kirchliche Integration der Vertrieben im Südwesten nach 1945. Berlin: LIT Verlag 2010, S. 63–90, hier: S. 77–80 (Beiträge zu Theologie, Kirche und Gesellschaft im 20. Jahrhundert 19).

[7] Interessante Vorträge. In: Passauer Neue Presse, 16. Jg., Nr. 260, 11.11.1961, S. 15.